Foto einer gestressten Frau, die sich den Kopf hält

Foto: Franz Grünewald. Kunstrichtung: Marta Pucci

Lesezeit: 5 min

Stress und Menstruationszyklus

*Übersetzung: Judith Quijano

Jede:r hat mal Stress und für viele von uns ist Stress keine angenehme Erfahrung. Stress ist nicht per se schlecht, jedoch deutet die Forschung darauf hin, dass Stress je nach Stressfaktor (bzw. je nach Grund für den Stress) sowie je nach Zeitpunkt des Stressfaktors den Menstruationszyklus einer Person beeinflussen kann.

Was ist Stress?

Stress ist eine normale psychologische und physiologische Reaktion auf Veränderungen in der Umgebung eines Menschen, die emotionaler, körperlicher, sozialer oder kultureller Art sein können (1, 2).

Aktivitäten wie z. B. Sport und die gewollte Teilnahme an sozialen Aktivitäten, die absichtlich das akute Stressniveau erhöhen, können sich in der Tat langfristig positiv auf die Gesundheit einer Person auswirken (3-6).

Wenn Menschen jedoch über Stress sprechen, dann meinen sie damit meistens chronische und/oder negative Stressformen wie z. B. zu viele Aufgaben in der Schule/bei der Arbeit oder den Tod eines geliebten Menschen (1, 7). Menschen mit chronischem Stress können sich von alltäglichen Aufgaben überfordert fühlen, haben nur begrenzte oder keine Kontrolle über ihr Leben oder sind schneller wütend oder gereizt (1). Diese Art von chronischem Stress kann sich negativ auf die kurz- und langfristige Gesundheit einer Person auswirken (7-9).

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Der biologische Zusammenhang zwischen Stress und dem Reproduktionssystem

Stress aktiviert im Körper ein Hormon mit dem Namen Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse (HHN-Achse) (10). Die Aktivierung der HHN-Achse wird mit einem höheren Cortisol- und Kortikotropin-freisetzendes Hormon (CRH)-Spiegel in Verbindung gebracht (10). Die HHN-Achse, Cortisol und CRH helfen dabei, die Stressreaktion im Körper zu kontrollieren (10). Die Freisetzung von CRH und Cortisol kann die Produktion von Reproduktionshormonen unterdrücken, was zu einem abnormalen Eisprung, Anovulation (fehlender Eisprung) oder Amenorrhoe (ausbleibende Menstruation) führen kann (11-13). Zudem wurde ein abnormaler CRH-Spiegel im Reproduktionsgewebe mit negativen Schwangerschaftsausgängen wie Frühgeburten in Verbindung gebracht (11).

Forschung zum Thema Stress und Menstruationszyklus

Es wurde festgestellt, dass es einen Zusammenhang zwischen Stress aufgrund extremer oder traumatischer Erlebnisse und dramatischen Veränderungen in der normalen Menstruation gibt (11). So lässt sich Einzelberichten von Ärzten und Epidemiologen entnehmen, dass Krieg, Trennung von der Familie und Hunger mit Amenorrhoe zusammenhängen (14-16). Auch wenn diese Studien und Fallberichte informativen Charakter haben, sind sie nicht wissenschaftlich fundiert und können andere beteiligte Faktoren, die in Kriegen und bei tragischen Ereginissen auftreten (z. B. Mangelernährung), nicht ausschließen. Körperlicher, emotionaler und sexueller Missbrauch wurde mit der Entwicklung des prämenstruellen Syndroms (PMS) (17) und der prämenstruellen dysphorischen Störung (PMDD) in Verbindung gebracht (18). Auch zwischen der posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) und PMDD wurde ein Zusammenhang festgestellt (19).

Alltagsstress kann die Länge deines Zyklus ebenfalls beeinflussen.

In einer mit Krankenpflegerinnen durchgeführten Studie wurde festgestellt, dass hoher Stress sowohl mit Anovulation als auch mit längeren Zyklen zusammenhängt (20). Diese Ergebnisse könnten jedoch teils auf die für Krankenpfleger:innen typische Schichtarbeit (Nachtarbeit) zurückzuführen sein (21). Andererseits wurden Jobs mit hohem Stressniveau auch mit kürzeren Zyklen in Verbindung gebracht (22).

Diese Studien könnten zu unterschiedlichen Ergebnissen gekommen sein, weil der Stress der Studienteilnehmenden ggf. nicht gleich hoch war. Unterschiede im Niveau und der Länge der Stressbelastung könnten unterschiedliche Körperreaktionen hervorrufen. So war in einer Studie bei Menschen in der Perimenopause (d. h. Menschen, die sich den Wechseljahren nähern) und mit hoher Stressbelastung nach einem Jahr die Wahrscheinlichkeit für einen veränderten Zyklus nicht höher als bei Menschen mit wenig Stress. Dennoch konnte nach zwei Jahren eine hohe Stressbelastung mit einem kürzeren Menstruationszyklus in Verbindung gebracht werden (23), was darauf hindeutet, dass sich die Symptome nicht sofort bemerkbar machen.

Auch Menstruationsschmerzen stehen in Verbindung mit Stress.

Dysmenorrhö (d. h. schmervolle Menstruation) steht in Verbindung mit unsicheren Arbeitsplätzen mit wenig Kontrolle und Unterstützung von Kolleg:innen (24). Stress aus dem Vormonat kann ebenfalls die Häufigkeit von Dysmenorrhö beeinflussen (25), sodass eine Person eine schmerzvolle Menstruation infolge von Stress ggf. erst bei Auftreten ihrer Menstruation im folgenden Monat feststellt. Bei Menschen mit einer Dysmenorrhö-Vorgeschichte ist die Wahrscheinlichkeit für diesen Effekt höher (25). Ebenso berichteten Menschen mit Stress zu einem früheren Zeitpunkt in ihrem Zyklus eher von schweren Symptomen in der Zeit vor und während der Menstruation (26).

Wie bereits erwähnt, könnten die unterschiedlichen Auswirkungen von Stress teilweise auf den Zeitpunkt zurückzuführen sein. Eine höhere Stressbelastung während der Follikelphase (d. h. vom ersten Tag der Menstruation bis zum Eisprung) wurde stark mit Veränderungen in der normalen Reproduktionsfunktion in Verbindung gebracht (25, 27). In einer kürzlich durchgeführten Studie stellte sich heraus, dass Personen mit präovulatorischem Stress (d. h. in der Follikelphase) seltener schwanger wurden als jene Personen, die in der gleichen Zeit keinen Stress erfahren hatten (27). Dies deutet darauf hin, dass Stress den Körper dazu veranlassen könnte, den Eisprung zu verspäten oder vollständig zu unterdrücken. Diese These wird von der Forschung rund um das Thema variierender Menstruationszyklus unterstützt.

Die Länge der Lutealphase (der Zeitraum zwischen Eisprung und der nächsten Menstruation) scheint bei Frauen gleichbleibend zu sein (29), während die Länge der Follikelphase in engem Zusammenhang mit der Variation der Gesamtlänge des Menstruationszykkus zu stehen scheint (29). Das bedeutet, dass die Länge der Follikelphase eher variiert als die Länge der Lutealphase. Aus diesem Grund könnten die Auswirkungen von Stress auf den Eisprung zu den wichtigsten Faktoren zählen, die in Zusammenhang mit stressbedingten Zyklusveränderungen stehen. Unklar ist, inwiefern dies mit anderen stressbedingten Veränderungen im Menstruationszyklus wie eine schmerzvolle Menstruation stehen könnte.

Etwas Stress im Leben ist unvermeidbar – du kannst jedoch lernen, mit deinem Stress umzugehen.

Sport, erholsamer Schlaf, eine gesunde Ernährung, sich Freund:innen und deiner Familie anvertrauen und das Pflegen gesunder sozialer Aktivitäten kann potenziell die Auswirkungen von Stress auf deine Gesundheit reduzieren (4-7, 30).

Stress, der langfristige Stimmungs- oder Schlafveränderungen oder chronische körperliche Schmerzen hervorruft, kann ein ernst zu nehmendes Problem sein. Solltest du chronisch unter einer hohen Stressbelastung leiden, wäre es eventuell angemessen, mit deinem medizinischen Fachpersonal darüber zu sprechen.

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