Illustration: Marta Pucci

Lesezeit: 8 min

Endometriose: Symptome, Diagnose und Behandlung

*Übersetzung: Judith Quijano

Das Wichtigste zum Thema:

  • Endometriose ist eine Erkrankung, bei der sich endometriumähnliches Gewebe (wie die Gebärmutterschleimhaut) außerhalb der Gebärmutter befindet

  • Endometriose ist eine der Hauptursachen für Unterleibschmerzen und schmerzhaften Sex

  • Solange Endometriose noch nicht besser erforscht ist, können lediglich Symptome und nicht die zugrunde liegenden Ursachen behandelt werden

  • Behandlungsmöglichkeiten sind Medikamente, eine Oparation und möglicherweise Änderungen in der Lebensweise

Was ist Endometriose?

Endometriose ist eine häufig auftretende Krankheit, bei der endometriumähnliches Gewebe an Stellen wächst, an denen es nicht wachsen sollte. Endometriales Gewebe ist das Gewebe, das in der Gebärmutter wächst und sie auskleidet. In den meisten Fällen von Endometriose wächst das Gewebe an den und um die Organe der Beckenhöhle. Das Gewebe verhält sich bei Endometriose ähnlich wie in der Gebärmutter: Es wächst, verdickt sich und wird bei jedem Menstruationszyklus abgestoßen. Da das Gewebe keine Möglichkeit hat, den Körper zu verlassen, kann es Verwachsungen, Knoten und Läsionen verursachen, die eine Entzündungsreaktion nach sich ziehen (1). Das kann Schmerzen und weitere Komplikationen wie Unfruchtbarkeit zur Folge haben (2).

Endometriose könnte rund 1 von 10 Personen im gebärfähigen Alter betreffen, doch variieren die Schätzungen stark und die Krankheit tritt vermutlich je nach Bevölkerungsgruppe unterschiedlich häufig auf (2, 3). So könnte die Inzidenz beispielsweise bei Schwarzen und hispanischen Personen niedriger sein (4).

Endometriose ist häufig schwer früh zu diagnostizieren, da viele Menschen keine Symptome aufweisen und weil die Bestätigung der Diagnose einen chirurgischen Eingriff erfordert. Andere Menschen leiden Jahre untern den Symptomen, suchen diverse Ärzt:innen auf und erhalten erst dann die Diagnose Endometriose (5).

Solltest du vermuten, dass du Endometriose hast, kann das Tracken deiner Schmerzen, Blutungen und anderer Symptome mit Clue dir dabei helfen, deinem ärztlichen Fachpersonal Informationen zu geben, die bei der Diagnose und dem Erstellen eines Behandlungsplans nützlich sind. Eine Frühbehandlung kann das Risiko für Komplikationen reduzieren.

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Mögliche Symptome von Endometriose

Symptome von Endometriose können das erste Mal in der frühen Pubertät oder erst später im Erwachsenenalter auftreten (6). Sie können entweder durchgehend oder zyklusbedingt sein. Zyklusbedingte Symptome treten jeden Menstruationszyklus um dieselbe Zeit auf, meist parallel zur Menstruation. Die Symptome und die Auswirkungen von Endometriose können je nach Ort des Gewebes variieren. Ovarialendometriose ist zum Beispiel eine Form, die Unfruchtbarkeit zur Folge haben kann. Der Status des Fortschreitens der Krankheit scheint nicht mit der Schwere der Symptome zusammenzuhängen (7).

Häufige Symptome von Endometriose sind:

  • Sehr schmerzhafte prämenstruelle/menstruelle Krämpfe

  • Schmerzen während des oder nach dem Sex (Dyspareunie)

  • Schmerzhafter Stuhlgang und/oder schmerzhaftes Urinieren

  • Schmerzen im Unterleib, unteren Rücken oder in den Oberschenkeln häufig während des gesamten Zyklus

  • Starke Menstruationsblutungen

  • Schwierigkeiten, schwanger zu werden (Unfruchtbarkeit) (8-11)

Endometriose kann zum ersten Mal um dieselbe Zeit auftreten wie die erste Menstruation (*Menarche*). Das kann dazu führen, dass eine Person ihr Schmerzniveau als "normal" einstuft, obwohl es im Grunde auf Endometriose oder eine andere Erkrankung zurückzuführen ist (5-6).

Wenn du dir über deine Menstruationsschmerzen Gedanken machst, sprich mit deinem ärztlichen Fachpersonal, um herauszufinden, ob Endometriose ein Grund für diese Schmerzen sein könnte.

Was ist die Ursache für Endometriose?

Die Gründe, weshalb bei Endometriose endometriumähnliches Gewebe an unüblichen Stellen wächst, sind unbekannt. Anfangs wurde davon ausgegangen, dass Endometriose dadurch verursacht wird, dass Gebärmuttergewebe durch die Eileiter zurück in die Beckenhöhle fließt (d. h. retrograde Menstruation) – dabei haben 9 von 10 Menschen retrograde Menstruation und nur die wenigsten davon entwickeln eine Endometriose. Dies deutet darauf hin, dass andere Faktoren eine Rolle spielen könnten (12, 13).

Zudem entwickeln manche Mädchen die Krankheit noch vor der Menarche (6). Eine Theorie besagt, dass Endometriose auftritt, wenn sich endometriale Zellen durch Blutgefäße oder das Lymphsystem bewegen (14). Eine andere Theorie geht davon aus, dass sich Zellen außerhalb der Gebärmutter in endometriale Zellen entwickeln (15). Bei prämenarchaler Endometriose ist davon die Rede, dass die Exposition gegenüber mütterlichen Hormonen und neonatale uterine Blutungen eine Rolle spielen könnten (16, 17). Überschüssiges Östrogen, Gene und das Immunsystem könnten gleichermaßen auf die Entwicklung dieser Erkrankung wirken (13, 18-21). Es wurde wissenschaftlich belegt, dass Endometriose in Familien vererbt werden kann (21-23). Das bedeutet, dass eine Person, in deren leiblicher Familie jemand Endometriose hat, mit größerer Wahrscheinlichkeit ebenfalls erkranken wird. Das Erkrankungsrisiko steigt zudem, wenn eine Person später im Leben oder nie ein Kind zur Welt bringt, wenn sie in jüngerem Alter die Menarche oder spät die Menopause hatte oder wenn ihr Menstruationszyklus kurz ist (< 28 Tage) (22-24). Das könnte daran liegen, dass diese Personen durchschnittlich mehr Menstruationszyklen gehabt haben und häufiger Östrogen ausgesetzt waren. Manche Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass Menschen mit Endometriose mehr zu allgemeinen Entzündungen im Körper tendieren sowie einen höheren Spiegel "schlechter" Fette im Gegensatz zu "guten" Fetten im Blut aufweisen (Lipoproteine niederer Dichte vs. Lipoproteine hoher Dichte) und häufig einen höheren oxidativen Stress haben (25-28). Der oxidative Stress bezieht sich auf das Niveau der Schädigung in den Körperzellen, Geweben und Organen aufgrund von Umweltgiften oder Nebenprodukten unseres Stoffwechsels. Es ist noch nicht klar, weshalb diese Eigenschaften häufig bei Menschen mit Endometriose auftreten oder welche Gründe zugrunde liegen.

Warum eine Untersuchung so wichtig ist

Endometriose ist typischerweise eine fortschreitende Erkrankung. Das bedeutet, dass sie sich mit der Zeit verschlimmern kann (29). Unfruchtbarkeit ist eine häufige Komplikation bei Endometriose und kann durch eine Frühbehandlung vermieden werden. Rund die Hälfte der Menschen mit Endometriose haben eine verminderte Fruchtbarkeit (30). Jüngere Forschungen haben ergeben, dass Menschen mit Endometriose ein höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Probleme haben. Dazu gehören Herzerkrankungen und Herzinfarkte (25). Das könnte am erhöhten Niveau der Entzündungen, Fette und des oxidativen Stresses liegen, die bei vielen Menschen mit Endometriose vorliegen. Eine Frühdiagnose kann die späteren Effekte verbessern. Eine Frühbehandlung kann dabei helfen, das Fortschreiten der Erkrankung zu reduzieren, Komplikationen zu lindern und Symptome unter Kontrolle zu halten.

Wie wird Endometriose diagnostiziert?

Bei vielen Menschen mit Endometriose wird die Krankheit auf Grundlage ihrer Symptome und nicht durch eine formale Diagnose diagnostiziert. In anderen Fällen wird die Krankheit mittels Laparoskopie, einer einfachen Operation, diagnostiziert. In diesem Eingriff wird in der Bauchhaut ein kleiner Schnitt (meist weniger als 1,5 cm) getätigt und eine Kamera in den Bauchraum eingeführt, um in die Beckenhöhle zu blicken. Dabei werden kleinere Gewebeproben entnommen, die auch Biopsien genannt werden.

Dein ärztliches Fachpersonal wird dich vermutlich zu deinen Symptomen und deiner medizinischen und menstruellen Vorgeschichte befragen und eine einfache körperliche Untersuchung durchführen. Dabei wirst du von deinen Schmerzsymptomen und jeglichen Problemen mit Unfruchtbarkeit oder Fehlgeburten berichten.

Sollte dein ärztliches Personal Endometriose vermuten, sind folgende Untersuchungen möglich:

  • Eine Unterleibsuntersuchung

  • Ein Ultraschall des Unterleibs (Sonogramm)

  • Eine Laparoskopie

Es kann nützlich sein, dein Schmerzniveau zu beobachten und diese Informationen mit deinem ärztlichen Fachpersonal zu teilen. Während etwas Unbehagen während der Menstruation als "normal" gilt, können die Schmerzen bei Endometriose viel stärker sein. Es ist wichtig, dass du deine Wahrnehmung offen darlegst (5, 31). Es könnte außerdem von Vorteil sein, mit einem:r Spezialisten:in in Gynäkologie oder Endometriose zu sprechen. Indem du für dich selbst einstehst, kannst du ggf. die Diagnose Endometriose beschleunigen. Es ist nicht unüblich, dass eine Diagnose erst ~5 Jahre (oder 3 bis 11 Jahre) nach Einsetzen der Symptome gestellt wird (5, 32).

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es bei Endometriose?

Menschen leiden in der Regel viele Jahre unter Endometriose, doch sind die Symptome mit einer Behandlung kontrollierbar. Solange Endometriose noch nicht besser erforscht ist, können lediglich Symptome und nicht die zugrunde liegenden Ursachen behandelt werden.

Die Behandlung von Endometriose hängt von den Symptomen und persönlichen Zielen eines Menschen ab. Solche Ziele können eine Linderung der Schmerzen oder eine Schwangerschaft sein. Bei vielen Menschen sind die Symptome so leicht, dass sie sich gegen eine Behandlung entscheiden. Dennoch sollte Endometriose beobachtet werden, da sie im Laufe des Lebens Probleme verursachen kann.

Medikamente

Leidet eine Person wegen der Endometriose unter Schmerzen, wird vom ärztlichen Fachpersonal häufig das rezeptfreie Schmerzmittel NSAR verschrieben. Des Weiteren werden hormonelle Medikamente häufig als Frühbehandlung verschrieben (33). Wenn die Primärtherapie nicht ausreicht, können andere Medikamente zum Einsatz kommen, die die Hormone beeinflussen: GnRH-Antagonisten verhindern den Eisprung und können das Verdicken und das Abstoßen eines Teils des endometrialen Gewebes stoppen (33, 34). Aromatasehemmer reduzieren zwar die Produktion von Östrogen und können bei manchen Symptomen helfen, doch gehen sie mitunter mit starken Nebenwirkungen einher und werden erst verschrieben, wenn andere Optionen getestet wurden (33, 35).

Operation

In manchen Fällen können Ärzt:innen eine Laparoskopie empfehlen, um problematisches Gewebe zu finden und chirurgisch zu entfernen oder es zu zerstören. Dies kann gegen die Symptome helfen und die Fruchtbarkeit erhöhen (36). Ärzt:innen können eine laparoskopische Exzision oder Ablation durchführen. Eine Exzision besteht aus dem Entfernen problematischen Gewebes, während eine Ablation das Verbrennen des Gewebes durch Veröden oder einen Laser darstellt.

Es wird viel darüber debattiert, welche Methode sich für welches Krankhetisstadium eignet. Eine 2017 durchgeführte Untersuchung fand heraus, dass beide Methoden Vorteile bei der Behandlung bestimmter Symptome aufweisen (37). Eine Operation führt zwar bei den meisten Menschen mit leichter oder mittelschwerer Endometriose zu einer Symptomlinderung, ist jedoch nicht immer effizient und mit der Zeit ist ein Wiederauftreten der Krankheit (und die Notwendigkeit weiterer chirurgischer Eingriffe) häufig der Fall (37-41). Eine Operation birgt zudem Risiken, die gegen mögliche Vorteile abgewogen werden sollten.

Eine Hysterektomie (Entfernung der Gebärmutter, der Eileiter und manchmal der Eierstöcke) kann bei schweren Krankheitsfällen als letzte Behandlungsmöglichkeit in Betracht gezogen werden, nachdem andere Behandlungsmethoden ausgeschöpft wurden. Eine Hysterektomie behandelt Endometriose nicht in allen Fällen wirksam, geht jedoch insbesondere beim Entfernen der Eierstöcke mit weniger Folgebehandlungen einher als andere Operationen (42). Die Richtlinien der Europäischen Gesellschaft für menschliche Fortpflanzung und Embryologie (ESHRE) besagen, dass das Entfernen der Eierstöcke als "radikale" Behandlungsform bezeichnet werden sollten, da es bei Personen im gebärfähigen Alter eine chirurgische Menopause verursacht (33).

Änderungen im Lebensstil

Dazu gehören Sport, Ernährungsumstellungen und Akupunktur (43-45). Leider gibt es bisher nur wenig Forschung und zu wenig Beweise für die Wirksamkeit vieler dieser Ansätze. Allein eine Studie mit 24 Testpersonen erfüllte die Kriterien, um in einer Beurteilung der Wirksamkeit von Akupunktur bei Endometriose einbezogen zu werden. Dabei wurde eine Verbesserung der Menstruationsschmerzen (insbesondere im Falle schwerer Schmerzen) festgestellt. Dennoch bedarf es weiterer qualitativer Forschung in diesem Bereich (45).

Was zu tracken ist

Wichtig zu tracken:

  • Blutungsmuster (inklusive Schmierblutung)

  • Schmerzen

Nützlich zu tracken:

  • Stärke der Menstruation

  • Energie

  • Stuhlgang

  • Gastrointestinale Symptome wie Blähungen und Durchfall

  • Verwendung eines Verhütungsmittels

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