Eine Hand mit dem Zeigefinger streckte sich mit einem großen Tropfen persönlichen Schmiermittels, der von der Seite tropfte.

Foto: Clár McWeeney

Lesezeit: 7 min

Die Wahl des passenden Gleitmittels

Determining which lube is best for you

*Überseztung: Clara Müller-Kühn

Gleitmittel (Gleitgele oder Gleitcremes) können genutzt werden, um sexuelle Handlungen – wie Sex, Masturbation oder die Verwendung von Sextoys – angenehmer zu machen. Gleitmittel reduzieren die Reibung zwischen deiner Haut und der Person/dem Objekt/dem Körperteil, mit dem du in Kontakt bist, was Scheuern, Schmerzen und unangenehmes Reiben verhindern kann.

Warum Gleitmittel?

Warum denn nicht? Gleitmittel sind eine tolle Sache! Die Verwendung von Gleitgel oder -creme ist nichts, weswegen man sich schämen müsste – es kann deine sexuelle Erfahrung ungemein bereichern. Es braucht dir nicht peinlich zu sein, ein Gleitmittel zu verwenden. Viele Menschen, die reichlich Vaginalflüssigkeit produzieren, entscheiden sich dennoch für die Verwendung eines Gleitmittels, um ihr sexuelles Vergnügen zu steigern.

Etwa die Hälfte der Frauen, die die Menopause hinter sich haben, sind von Scheidentrockenheit und Beschwerden beim Sex betroffen (1,2). Nach der Menopause kann es im Urogenitalbereich (einschließlich Vagina und Vulva) aufgrund des sinkenden Östrogenspiegels zu Veränderungen und einer Atrophie (Gewebeschwund) kommen. Ohne einen erhöhten Östrogenspiegel wird dieses Gewebe dünner, verliert an Spannkraft, wird weniger stark durchblutet und produziert weniger natürliche Vaginalflüssigkeit (1). Die Verwendung eines Gleitmittels trägt dazu bei, Beschwerden beim Sex aufgrund von Scheidentrockenheit zu lindern, verhindert jedoch nicht das zugrundeliegende Problem der Atrophie von Vaginalgewebe.

Manche Menschen sind von Scheidentrockenheit betroffen, was zu Beschwerden oder Schmerzen beim Geschlechtsverkehr führen kann. Jeder Mensch ist anders. Bei Menschen, die stillen, Medikamente nehmen (einschließlich Antihistaminika und Antidepressiva), bei Brustkrebsüberlebenden und Menschen mit Sjögren-Syndrom kann Scheidentrockenheit ebenfalls häufiger auftreten (2). In solchen Fällen kann ein Gleitmittel hilfreich sein.

4.8

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Körpereigene Gleitmittel

Dein Körper produziert viele Flüssigkeiten, die als Gleitmittel fungieren können, wobei viele von ihnen davon beeinflusst werden, wo du dich in deinem Zyklus befindest:

  • Zu Beginn deines Zyklus kann Menstruationsblut als Gleitmittel bei der Masturbation oder beim Sex genutzt werden.

  • Insbesondere um den Zeitpunkt des Eisprungs herum sorgt Zervixschleim für mehr Gleitfähigkeit (Aber denk daran, dass die Wahrscheinlichkeit, schwanger zu werden, bei ungeschütztem heterosexuellem Geschlechtsverkehr in der Zeit um deinen Eisprung herum am höchsten ist).

  • Vaginal- und Erregungsschleim bieten dir den ganzen Monat mehr Feuchtigkeit und Gleitfähigkeit für deine Vagina. Nimm dir ausreichend Zeit für das Vorspiel, sodass dein Körper durch die zunehmende Erregung genügend Flüssigkeit produzieren kann.

  • Auch Speichel kann als Gleitmittel genutzt werden. Die Verwendung des eigenen Speichels bei der Masturbation kann tatsächlich schützend gegen die Entstehung einer Pilzinfektion der Vulva und Vagina wirken (3). Forscher glauben, dass dies auf einige der schützenden Bakterien und antimykotischen Eigenschaften zurückzuführen sein könnte, die im Speichel zu finden sind, sowie auf eine fehlende Immunreaktion gegen deine eigenen Körperflüssigkeiten. Andersherum kann an dir durchgeführter Cunnilingus (Oralsex an der Vulva) das Risiko einer Pilzinfektion sogar erhöhen (3).

Die Wahl des passenden Gleitmittels

Mit Gleitmitteln auf Wasserbasis bist du fürs Erste auf der sicheren Seite. Es kann für alle sexuellen Praktiken verwendet werden: Sex mit Penetration, Masturbation oder das Spiel mit Sextoys. Wasserbasierte Gleitmittel sind auch ideal für Menschen mit empfindlicher Haut oder einer Scheidenreizung und können mit Kondomen und Sexspielzeug verwendet werden (4). Sie lassen sich auch problemlos aus Bettwäsche und Kleidung herauswaschen und hinterlassen keine Flecken.

Allerdings haben Gleitmittel auf Wasserbasis auch einige Nachteile. Sie sind nicht geeignet fürs Liebesspiel im Wasser/Sex unter der Dusche, da sie einfach weggespült werden. Außerdem neigen wasserbasierte Gleitmittel dazu, klebrig zu werden und müssen häufig neu aufgetragen werden. Wenn du also Marathon-Sex geplant hast, raten wir dir zu einem anderen Gleitmittel.

Gleitmittel auf Silikonbasis sind glitschig, langanhaltend und ideal für eine längere Session (4). Es genügt eine geringere Menge und du musst es weniger häufig neu auftragen. Silikonbasierte Gleitmittel sind auch toll für Sex oder Masturbation unter der Dusche, da sie nicht so leicht weggespült werden. Der Haken ist, dass silikonbasierte Gleitgele nicht so leicht abwaschbar sind, sodass du Seife und Wasser benötigst, um dich hinterher zu waschen. Manchmal hinterlassen Gleitmittel auf Silikonbasis auch Flecken auf der Bettwäsche. (Achtung: Verschütte niemals eine Flasche silikonbasiertes Gleitgel auf deinem Parkettboden – es verursacht Flecken und macht deinen Boden monatelang leicht rutschig.)

Gleitmittel auf Silikonbasis sollten nicht mit Sextoys aus Silikon verwendet werden, da sie das Gummi mit der Zeit beschädigen können. Das bedeutet jedoch nicht, dass Sexspielzeug mit silikonbasierten Gleitgels tabu ist – es gibt viele Toys aus anderen Materialien wie Hartplastik, Glas oder Stahl.

Ölbasierte Gleitmittel bieten ebenfalls eine längere Gleitfähigkeit als wasserbasierte Gleitgele. Diese Gleitmittel sind ideal für Masturbation (mit der Hand oder mit Toys), ungeschützten Sex mit Penetration und Wasserspiele. Ölbasierte Gleitmittel können auch für eine sinnliche Massage verwendet werden.

Gleitmittel auf Ölbasis (ebenso wie jegliche anderen ölhaltigen Produkte wie Vaseline oder Mineralöl) sollten nicht mit Latexkondomen verwendet werden, da sie das Latex des Kondoms porös machen und dazu führen können, dass das Kondom reißt (4). Auch Diaphragmas aus Latex und Latex-Sexspielzeig solltest du von ölbasierten Gleitmitteln fernhalten. Nicht-Latex-Kondome (z. B. aus Polyisopren) reagieren ebenfalls empfindlich auf ölhaltige Gleitmittel, daher solltest du vor der Verwendung die Hinweise auf der Verpackung lesen (5).

Ein weiterer Nachteil von ölbasierten Gleitmitteln ist, dass das Aus- bzw. Abwaschen von Bettwäsche und Körper schwieriger sein kann.

Gleitmittel für Analsex

Gleitmittel werden für Analsex empfohlen, da der Analkanal keine Flüssigkeiten produziert, die die Penetration erleichtern. Außerdem bietet der enge Schließmuskel am Eingang des Anus viel mehr Widerstand als die Vagina, die aus Falten und dehnbarem Gewebe besteht.

Die Verwendung von Gleitmitteln kann Analsex auch sicherer machen. Die Verwendung eines Gleitmittels auf Wasserbasis verringert das Risiko eines Kondomrisses beim Analsex, im Gegensatz zu Gleitmitteln auf Ölbasis oder Speichel, die beide das Risiko eines Kondomrisses beim Sex erhöhen (6). Das Risiko, dass das Kondom beim Analsex abrutscht, hängt auch mit der Gleitfähigkeit zusammen. Das Auftragen eines Gleitmittels auf der Außenseite des Kondoms kann die Wahrscheinlichkeit, dass es abrutscht, verringern. Trägst du das Gleitmittel hingegen auf der Innenseite des Kondoms auf, erhöht sich das Risiko, dass es abrutscht (6).

Nützliche Tipps vor dem Kauf

Vermeide generell alle Gleitgels und -cremes, die künstliche Aromen, Farbstoffe, Zucker, ätherische Öle, weitere Zusatzstoffe oder Glycerin enthalten – du weißt nie, wie du auf diese Zusatzstoffe reagierst. Insbesondere, wenn du zum ersten Mal ein Gleitmittel verwendest, können einige Extra-Features wie "Wärmeeffekte" oder "Kribbeln" überwältigender sein als erwartet. Übrigens, nur weil ein Produkt "natürlich" ist, heißt das nicht unbedingt, dass es besser für dich ist. Überprüfe die Liste der Inhaltsstoffe, lese Produktbewertungen oder gehe in einen Sextoy-Shop und bitte dort die Experten um Rat.

Glycerin ist ein Zuckeralkohol, der manchmal in Gleitmitteln verwendet wird. Es ist noch nicht geklärt, ob es einen Zusammenhang zwischen glycerinhaltigen Gleitmitteln und der Gesundheit deiner Scheidenflora gibt. Es gibt Hinweise darauf, dass glycerinhaltige Gleitmittel die Wahrscheinlichkeit vaginaler Infektionen erhöhen können; andere Erkenntnisse lassen jedoch darauf schließen, dass Glycerin keinen Einfluss auf die Mikroflora deiner Vagina hat (7,8). Weitere Studien sind hier nötig.

Manchmal wird eine große Menge an Glycerin (und anderen ähnlichen Verbindungen) in Gleitmitteln verwendet, um besondere Eigenschaften zu erzielen, wie z. B. einen wärmenden Effekt oder zusätzliche Gleitfähigkeit (5). Gleitmittel mit hohem Glycerinanteil können sich sogar negativ auf das Anal- und Vaginalgewebe auswirken, indem sie diese Gewebe schädigen und dehydrieren (9-11). Diese Gewebeschäden sind nicht nur unangenehm, sondern können auch das Risiko einer STI-Übertragung erhöhen (5).

Wenn du dich für ein Gleitmittel auf Wasserbasis entscheidest, wähle nach Möglichkeit eines, das dem ph-Wert einer gesunden Vagina entspricht – etwa pH 3,8 bis 4,5 –, um ein erhöhtes Risiko für bakterielle Vaginose zu vermeiden (5). Der Anus hat einen neutraleren Säuregrad (pH 5,5 bis 7), versuch also auch hier, ein entsprechendes Gleitmittel zu wählen (5).

Einige Gleitmittel können auch chemische Spermizide enthalten, die jedoch zu Reizungen der Vagina führen können und daher nicht zur Anwendung empfohlen werden (5). Wenn du versuchst, schwanger zu werden und Gleitmittel verwendest, achte darauf, eines zu kaufen, das speziell für die Empfängnis geeignet ist, da einige Gleitmittel die Spermienbeweglichkeit verringern können.

Vorsicht, wenn es beim Sex schmerzt

Wenn Sex bei dir Schmerzen verursacht, sind Gleitmittel nicht immer die Lösung. Viele Krankheiten oder Infektionen können sich durch Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, insbesondere beim vaginalen Sex, bemerkbar machen. Dazu gehören Hauterkrankungen, Entzündungen, Infektionen, hormonelle Veränderungen, Traumata und viele andere Ursachen (4). Wenn du wiederholt Schmerzen beim Sex hast oder diese stärker werden, wende dich an ärztliches Fachpersonal.

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