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Illustration: Emma Günther

Sex, Fruchtbarkeit und Verhütung nach der Geburt

Es gibt viele Faktoren, die den Zeitpunkt beeinflussen, wann ein Körper nach der Geburt wieder fruchtbar ist

Das Wichtigste über Sex nach der Geburt

  • Du kannst nach der Geburt Sex haben, wann immer du dich dabei wohl fühlst

  • Du kannst schwanger werden, bevor deine Menstruation wieder einsetzt

  • Es gibt Verhütungsmittel, die direkt nach der Geburt angewendet werden können

Was genau bedeutet "nach der Geburt"? Die Zeit nach der Geburt, die manchmal auch als "viertes Trimester" bezeichnet wird, hat je nach Quelle eine unterschiedliche Dauer: So definieren einige Richtlinien diesen Zeitraum als die Wochen nach der Geburt, bestimmten Forschungsergebnissen zufolge dauert diese Zeit sechs Monate und in anderen Standards ist die Rede von bis zu einem Jahr. Postpartaler Sex bedeutet einfach Sex, den du in dieser Zeit hast.

Wenn du dir nicht sicher bist, wie lange du nach der Geburt mit dem Geschlechtsverkehr warten sollst, ab wann du wieder verhüten solltest oder welche Verhütungsoptionen es nach der Geburt gibt, haben wir in diesem Artikel alles Wichtige für dich zusammengefasst.

Wie lange sollte ich nach der Geburt warten, bis ich wieder Sex habe?

In der Zeit nach der Geburt können sich typische sexuelle Muster und Vorlieben ändern (1). Manche Menschen fühlen mit ihrer:m Partner:in nach der Geburt eine so starke Verbindung, dass sie sofort Sex haben wollen. Für andere wiederum kann Sex nach der Geburt eine Herausforderung sein. Es ist auch üblich, dass sich sexuelle Beziehungen während der Höhen und Tiefen der Elternschaft verändern (1). Nach der Geburt eines Neugeborenen werden dir die meisten Ärzt:innen wahrscheinlich raten, sechs Wochen zu warten, bevor du wieder vaginalen Geschlechtsverkehr hast (2, 3). Grund dafür ist, dass das vaginale, perineale und/oder Bauchgewebe noch nicht verheilt ist (2, 4).

Es besteht auch ein Infektionsrisiko in der Gebärmutter, da nach der Geburt die Stelle, an der die Plazenta an der Gebärmutter befestigt war, eine Wunde hinterlässt (2, 4). Diese Wunde kann anfällig für Bakterien sein, die beim Sex in die Vagina gelangen (4). Bei manchen Menschen dauert es etwa sechs Wochen, bis die Wunde vollständig verheilt ist, sie kann aber auch früher oder später abheilen (2, 4).

Die Entscheidung darüber, wann man nach der Geburt Sex haben möchte, ist persönlich, ganz gleich, ob man sechs Wochen, länger oder kürzer abwarten möchte (3). Du kannst dabei deinen aktuellen Schmerzpegel berücksichtigen, wie gut deine Haut verheilt ist und wie sehr du Sex haben möchtest (1, 3). Wenn du einen Kaiserschnitt oder eine vaginale Operation hattest, ist es besonders wichtig, die vollen sechs Wochen abzuwarten, damit das Gewebe richtig heilen kann und damit Risse, Infektionen und Schmerzen vermieden werden (2).

Manche Menschen haben früher als sechs Wochen nach der Geburt Sex, ohne dass es zu Komplikationen kommt (1). Eine gute Faustregel ist es, zu warten, bis die roten vaginalen Blutungen aufgehört haben (5). Wenn du dir nicht sicher bist, was für dich richtig ist oder ob es sicher ist, nach der Geburt Sex zu haben, frage deine:n Arzt oder Ärztin.

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Ab wann sollte ich nach der Entbindung verhüten?

Das Wichtigste, was man über Sex nach der Geburt wissen sollte, ist, dass man schwanger werden kann, bevor die Menstruation wieder einsetzt (1, 2, 6). Das liegt daran, dass der Eisprung vor der Menstruationsblutung stattfindet (1, 2, 6). Nach der Schwangerschaft kehrt der Körper zu seinen typischen Fortpflanzungsmustern zurück (2, 6). Es gibt viele Faktoren, die beim Wiedereinsetzen der Fruchtbarkeit eine Rolle spielen. Dazu gehören das Stillen und die Eigenschaften deines Zyklus vor der Schwangerschaft (2, 6).

Wenn du dein Neugeborenes ausschließlich stillst, kann sich dein Zyklus um Monate oder sogar ein Jahr verschieben (6). Wenn du dein Baby ausschließlich mit Flaschennahrung ernährst (kein Stillen und kein Abpumpen), setzen dein Eisprung und deine Menstruation wahrscheinlich schneller wieder ein, und zwar möglicherweise bereits im Monat nach der Geburt (6). Einige Menschen haben kurz nach der Geburt wieder einen typischen Eisprung und Menstruationszyklus, auch wenn sie stillen (6).

Welche Verhütungsoptionen gibt es nach Schwangerschaft und Geburt?

Es gibt verschiedene Verhütungsmöglichkeiten, um eine Schwangerschaft nach der Geburt zu verhindern. Es kann gut sien, dass das Thema Verhütung bei deinen Ärzt:innenbesuchen nach der Geburt das Hauptthema sein wird. Dein:e Arzt oder Ärztin kann dir dabei helfen, das Verhütungsmittel zu finden, das am besten zu deinem Körper und deinen Bedürfnissen passt (2, 3). Es gibt Barrieremethoden (z. B. Kondome), hormonelle Methoden, hormonfreie Spiralen, Laktationsamenorrhö (LAM), Methoden für die natürliche Familienplanung und die chirurgische Sterilisation. Es ist wichtig, daran zu denken, dass nur Kondome vor sexuell übertragbaren Krankheiten schützen (6).

Hormonelle Verhütungsmittel nach Schwangerschaft und Geburt

Hormonelle Verhütungsmittel, die nur Gestagene enthalten, werden in der Stillzeit als hormonelles Verhütungsmittel empfohlen (6, 7). Dazu gehören:

  • Die Pille (nicht die kombinierte Pille)

  • Die Hormonspirale

  • Der Vaginalring nur mit Gestagen (einige Vaginalingmarken enthalten Östrogen und werden normalerweise nicht empfohlen)

  • Das Hormonimplantat

  • Gestagenspritzen

Bei all diesen Methoden handelt es sich um reine Gestagen-Verhütungsmethoden, die wirksam und risikoarm sind (6). Es gibt einige Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen des Hormons Östrogen auf die Muttermilch, weshalb Ärzt:innen stillenden Menschen häufig die reine Gestagenpille empfehlen (7, 8).

Reine Gestagen-Verhütungsmethoden wirken in erster Linie durch die Verdickung des Zervixschleims, wodurch verhindert wird, dass Spermien die Eizelle erreichen (8). Bei manchen Menschen können sie auch die Freisetzung von Eizellen aus den Eierstöcken ganz verhindern (wie bei der typischen kombinierten hormonellen Verhütung) (10).

Wenn du nicht stillst und keine Muttermilch abpumpst, kannst du nach sechs Wochen nach der Geburt jede Art der hormonellen Verhütung anwenden, die du für richtig hältst (6).

Die Kupferspirale (Intrauterinpessar, IUP) nach der Geburt

Eine Kupferspirale ist ein Gerät, das von einem Arzt oder einer Ärztin in einer Klinik oder einer Praxis eingesetzt wird. Sie kann sogar innerhalb von 48 Stunden nach der Geburt eingesetzt werden und kann bis zu 10 Jahre im Körper bleiben (6). Sie kann jederzeit leicht entfernt werden, wenn du sie nicht verträgst oder wenn du wieder schwanger werden möchtest (6). Der Kupferdraht behindert die Fähigkeit der Spermien, in den Eileiter zur Eizelle zu schwimmen, und so wird die Befruchtung verhindert (11). Wenn die Spermien zufällig doch zur Eizelle gelangen und sie befruchten, verhindert die Spirale die Einnistung des Embryos (11). Diese Art von Spirale hatte den Ruf, mehr Blutungen und Krämpfe zu verursachen, doch neuere Studien zeigen, dass die meisten Menschen mit ihr zufrieden sind und 6 Monate nach dem Einsetzen weniger Krämpfe und Blutungen haben (11, 14).

Laktationsamenorrhö und Stillen

Die Laktationsamenorrhö-Methode unterdrückt auf natürliche Weise den Eisprung (2, 6). Dies geschieht, weil Hormone, die den Eisprung fördern, durch Hormone ersetzt werden, die die Laktation fördern (2, 6). Untersuchungen haben gezeigt, dass diese Methode in den ersten sechs Monaten nach der Geburt zu über 98 % wirksam ist – allerdings nur, wenn du ausschließlich stillst, d. h., du gibst deinem Säugling immer ausschließlich Muttermilch und pumpst alle vier Stunden Milch ab (12). Wenn du deinem Baby die Flasche gibst, wird empfohlen, ein zusätzliches Abpumpen einzuplanen, um dem Körper zu simulieren, dass du dein Baby stillst. Wenn du die Laktationsamenorrhö-Methode anwendest, wird empfohlen, Muttermilch nur begrenzt mit der Flasche zu füttern (2, 6, 7).

Definitive chirurgische Sterilisation nach der Geburt

Bei der chirurgischen Sterilisation von Körpern mit einer Gebärmutter handelt es sich in der Regel um eine Eileiterligatur (Abbinden der Eileiter). Die Eileiter werden nicht wirklich "abgebunden", sondern durchtrennt und dann verödet oder vernäht, um der Eizelle den Weg aus dem Eierstock zu blockieren (9). Die Eileiterligatur kann direkt nach einem Kaiserschnitt durchgeführt werden, so dass die Person nach der Geburt des Babys sofort weitere Schwangerschaften verhindern kann, wenn sie dies wünscht (9).

Körper mit Hoden können auch chirurgisch sterilisiert werden. Dies wird als Vasektomie (9) bezeichnet. Der:Die Chirurg:in schneidet und verödet und/oder vernäht in diesem Fall den so genannten Samenleiter, einen Schlauch im Hodensack, um zu verhindern, dass die Spermien mit der Samenflüssigkeit wandern (9). Ein Mann oder eine Person mit Hoden, bei dem:der eine erfolgreiche Vasektomie durchgeführt wurde, weist 12 Wochen nach dem Eingriff Sperma auf, das keine Spermien mehr enthält (9). Es wird empfohlen, eine Barrieremethode wie ein Kondom zu verwenden, bis der Urologe bestätigt, dass das Sperma keine Spermien mehr enthält (9).

Barrieremethoden und Sex nach der Geburt

Barrieremethoden verhindern, dass Spermien in den Gebärmutterhals eindringen. Dazu gehören Kondome für Männer und Frauen, das Diaphragma und die Portiokappe. Auch spermizider Schaum, Schwämme und Folien gelten als Barrieremethoden. Kondome, Diaphragmen und Portiokappen verhindern eine Schwangerschaft noch wirksamer, wenn sie mit einem Spermizid kombiniert werden (6). Es gibt Hinweise darauf, dass die Verwendung eines Spermizids mit einem Kondom genauso wirksam wie die Einnahme der Antibabypille ist (6).

Methoden der natürlichen Familienplanung und Sex nach der Geburt

Methoden der natürlichen Familienplanung (NFP) beruhen darauf, dass du weißt, wo du dich in deinem Zyklus befindest, um eine Schwangerschaft zu verhindern. In jedem Zyklus gibt es etwa sechs Tage, an denen eine Empfängnis möglich ist. NFP funktioniert, wenn du an Tagen mit hohem Schwangerschaftsrisiko – d. h. vor, während und nach der Zeit im Zyklus, in der eine Empfängnis stattfinden kann – auf Sex verzichtest oder Kondome verwendst.

Du kannst nach der Geburt mit NFP verhüten, wenn dein Zyklus wieder zu seiner typischen Form zurückgekehrt ist (13). Bei den meisten Menschen dauert das etwa einen Monat, wenn sie ihr Baby nicht stillen oder ihm Muttermilch über die Flasche geben (13). Wenn du stillst, kann es unterschiedlich lange dauern, bis sich dein Zyklus wieder normalisiert hat (13). Am besten wartest du, bis du 4 Menstruationen/3 Zyklen hattest und diese vorhersehbar sind, bevor du NFP als Verhütungsmittel nach der Geburt verwendest.

Notfallverhütung nach der Geburt

Falls eine deiner bevorzugten Verhütungsmethoden versagt hat und du schnell handeln musst, hast du möglicherweise und je nachdem, wo du lebst, Zugang zu Notfallverhütung, Die Notfallverhütung kann innerhalb von 3 bis 5 Tagen nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr eingenommen werden, ist aber nicht als regelmäßige Verhütungsmethode geeignet, da sie nicht so wirksam ist wie die täglich eingenommene hormonelle Verhütung oder die Spirale (5, 6).

Levonorgestrel/Gestagen-Notfallpillen gelten als die einzigen Pillen, die während der Stillzeit sicher eingenommen werden können. Die Pille mit dem Namen Ella, die Ulipristalacetat enthält, ist nicht ausreichend erforscht, um während der Stillzeit als sicher zu gelten (8).

Sex nach der Geburt ist für jede:n anders

Wenn du dich fragst, wann du Sex nach der Geburt haben solltest, überlege dir vorher, wie du dich dabei fühlst. Ein Neugeborenes im Haus könnte die Familiendynamik verändern. Eine Schwangerschaft und eine Geburt können deinen Körper und die Art, wie du ihn wahrnimmst, verändern. Manche Menschen haben nach der Geburt Schmerzen beim Sex, andere leiden unter Scheidentrockenheit (1, 3). Wenn du Lust auf Sex hast, solltest du demnach Gleitmittel zur Hand haben. Es kann auch hilfreich sein, mit deinem:r Partner:in ein offenes Gespräch über mögliche Schmerzen zu führen und darüber zu sprechen, wie du dich verhalten wirst, wenn du den begonnenen Sex abbrechen möchtest (1, 3). Denke daran, dass jeder Körper anders ist und dass es keinen "richtigen" Zeitpunkt gibt, um nach der Geburt wieder Sex zu haben.

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