Fotos: Franz Grünewald
Haut und Zyklus: wie Hormone fettige Haut beeinflussen

Wichtige Infos über Hormone und fettige Haut:
Testosteron und Östrogen können beeinflussen, wie fettig sich deine Haut anfühlt.
Fettige Haut ist in der Pubertät, vor und während deiner Periode und in anderen Phasen hormoneller Veränderungen ganz normal.
Auch wenn Hormone eine große Rolle spielen, gibt es bewährte Tipps, die dir helfen können, fettige Haut und Hautunreinheiten in den Griff zu bekommen.
Wenn du Hautveränderungen mit Clue trackst, kannst du vielleicht Muster oder Auslöser erkennen, die die Fettigkeit deiner Haut beeinflussen.
Deine Haut, Hormone und Talg: ein Überblick
Deine Haut ist das größte Organ deines Körpers und hat viele wichtige Aufgaben – sie schützt dich vor Umwelteinflüssen, reguliert deine Körpertemperatur und den Flüssigkeitsverlust durch Schweiß- und Talgproduktion (1,2). Wie fettig oder trocken deine Haut aussieht und sich anfühlt, hängt oft von den inneren Prozessen deines Körpers ab, wie zum Beispiel deinem Hormonspiegel.
Fettige Haut oder Seborrhoe tritt auf, wenn die Talgdrüsen der Haut zu viel Talg produzieren – eine natürliche ölige Substanz, die die Haut schützt und mit Feuchtigkeit versorgt. Talg ist zwar wichtig für die Gesundheit der Haut, aber zu viel davon kann zu einem fettigen Aussehen, verstopften Poren und Akne führen.
Talgdrüsen haben Androgenrezeptoren, was sie sehr empfindlich gegenüber Sexualhormonen – vor allem Testosteron – und ähnlichen Hormonen namens Androgene macht (2–4). Diese Hormone erhöhen die Talgproduktion, indem sie sich an die Rezeptoren in den Talgdrüsen binden. Dadurch werden die Talgdrüsen in deiner Haut größer und aktiver, was die Talgproduktion erhöht. Im Grunde gilt: Je mehr Androgene aktiv sind, desto mehr Talg wird normalerweise produziert (3–6).
Diese erhöhte Ölproduktion beginnt normalerweise:
etwa in der Pubertät
erreicht ihren Höhepunkt im Alter zwischen 15 und 35 Jahren
schwankt im Laufe des Menstruationszyklus und kann sich in bestimmten hormonell dominanten Phasen verschlimmern
kann während der Perimenopause auftreten
kann sich während hormoneller Veränderungen verschlimmern, die durch hormonelle Medikamente wie Testosterontherapie oder hormonelle Verhütung verursacht werden (5–7).
Warum kommt es zu fettiger Haut?
Die Talgproduktion wird von vielen Faktoren beeinflusst, darunter:
Hormone: vor allem Androgene wie Testosteron
Genetik: wenn fettige Haut in deiner Familie vorkommt, hast du vielleicht von Natur aus aktivere Talgdrüsen oder größere Poren
Umweltfaktoren: Feuchtigkeit, Sonneneinstrahlung und hohe Temperaturen können die Talgproduktion erhöhen
Hautpflegeprodukte: die Verwendung aggressiver Reinigungsmittel oder überm äßiges Reinigen kann die natürlichen Öle entfernen, was dazu führt, dass deine Haut mehr Öl produziert, um dies auszugleiche
Ernährung und Stress: die Beweislage ist gemischt, aber eine schlechte Ernährung und hoher Stress können zu einer erhöhten Ölproduktion führen
Unter diesen Faktoren sind Hormone wie Androgene der wichtigste Faktor für zyklusbedingte fettige Haut (3,5).
Fettige Haut während des Menstruationszyklus
Viele Leute stellen fest, dass sich ihre Haut im Laufe des Zyklus verändert, insbesondere in Bezug auf Fettigkeit und Hautunreinheiten. Bei Leuten, die von Natur aus fettige Haut haben, produziert die Haut in der Woche vor und während der Periode oft mehr Talg (8).
In der zweiten Woche des Zyklus – typischerweise um den Zeitpunkt des Eisprungs herum oder kurz danach – ist die Talgproduktion tendenziell am geringsten, wahrscheinlich aufgrund des zu diesem Zeitpunkt höheren Östrogenspiegels (8).
Die genaue Beziehung zwischen Östrogen und Talg ist aber noch nicht ganz klar. Östrogen kann in hohen Dosen die Talgproduktion unterdrücken, aber Studien zu natürlichen Schwankungen im Zyklus zeigen gemischte Ergebnisse (9-11).
Bei Leuten, die keine fettige Haut haben, scheint es keine großen Talgveränderungen im Laufe des Zyklus zu geben, was darauf hindeutet, dass der individuelle Hauttyp eine Rolle dabei spielt, wie stark hormonelle Schwankungen die Fettigkeit beeinflussen (8).
Akne und fettige Haut: Was ist der Zusammenhang?
Fettige Haut bedeutet nicht immer Akne, aber oft treten beide zusammen auf. Überschüssiges Talg kann sich mit abgestorbenen Hautzellen vermischen und die Poren verstopfen, wodurch ein ideales Umfeld für Bakterien wie Cutibacterium acnes entsteht (2). Dies führt zu Entzündungen und Akne-Läsionen, insbesondere in der perimenstruellen Phase (10 Tage vor und während der Periode) (4,12).
Hormonelle Akne tritt besonders häufig bei Leuten auf mit:
Von Natur aus fettiger Haut
PCOS oder anderen Erkrankungen mit erhöhten Androgenwerten
Hormonellen Veränderungen (z. B. Absetzen der Verhütung, Beginn einer Testosterontherapie usw.)
Akne hat viele Ursachen, und nicht jede Akne ist hormonell bedingt. Stress, Genetik, Hautpflege und Faktoren in deiner Umgebung können ebenfalls eine Rolle spielen (13–15)
Wie sich der Hormonspiegel auf verschiedene Leute auswirkt
Hormone beeinflussen die Haut im Laufe des Lebens auf unterschiedliche Weise, weshalb fettige Haut und Akne von Person zu Person und in verschiedenen Lebensphasen sehr unterschiedlich aussehen können.
Pubertät
Die Talgproduktion steigt während der Pubertät mit dem Anstieg der Androgene deutlich an. Deshalb sind fettige Haut und Akne bei Teenagern aller Geschlechter häufig (5,7).
PCOS und Erkrankungen mit hohem Androgenspiegel
Leute mit PCOS haben oft einen höheren Androgenspiegel im Blut, was zu fettiger Haut, Akne, Hirsutismus(übermäßiger Haarwuchs) und schütterem Haar auf der Kopfhaut führen kann (5,16).
Testosterontherapie
Transmänner und andere Leute, die eine maskulinisierende Hormontherapie machen, können vor allem im ersten Jahr der Behandlung vermehrt Akne oder fettige Haut haben. Diese Effekte stabilisieren sich oft mit der Zeit (17).
Perimenopause und Menopause
Da der Östrogenspiegel während der Perimenopause und Menopause sinkt, kann die Haut trockener werden, aber manche Leute leiden weiterhin unter hormonell bedingten Hautunreinheiten – vor allem, wenn der Androgenspiegel relativ höher bleibt als der Östrogenspiegel (18,19).
Kann die Verhütung bei fettiger Haut helfen?
Kombinierte orale Kontrazeptiva, die synthetisches Östrogen und Progestin enthalten, werden oft eingesetzt, um hormonell bedingte Akne und fettige Haut zu reduzieren. Sie wirken wie folgt:
Unterdrückung des Eisprungs → dadurch wird die Androgenproduktion der Eierstöcke reduziert
Erhöhung des Sexualhormon-bindenden Globulins (SHBG) → dadurch steht weniger „freies” Testosteron zur Verfügung. Freies Testosteron ist die Art, die dein Körper tatsächlich nutzen kann
Verschiedene orale Kontrazeptiva haben unterschiedliche Wirkungen, und einige können Akne sogar verschlimmern (z. B. solche mit androgenen Gestagenen). Sprich mit deiner Ärztin oder deinem Arzt, um herauszufinden, welche Option für deine Hautziele am besten geeignet ist (5,20).
Wie man fettige Haut in den Griff bekommt
Auch wenn hormonelle Einflüsse nicht immer vermieden werden können, gibt es ein paar evidenzbasierte Strategien, die bei der Behandlung fettiger Haut helfen können.
Hautpflege
Sanfte Reinigung: verwende 1–2 Mal täglich ein mildes, pH-neutrales Reinigungsmittel. Vermeide übermäßiges Waschen, da dies zu einer erhöhten Talgproduktion führen kann (21). Gesunde Haut ist normalerweise leicht sauer, und dieser pH-Wert hilft dabei, die Feuchtigkeit, die Barrierefunktion und die Widerstandsfähigkeit gegen Reizungen zu erhalten (9,10).
Nicht komedogene Produkte: das sind Hautpflege- oder Make-up-Produkte, die speziell dafür entwickelt wurden, deine Poren nicht zu verstopfen.
Topische Retinoide: diese Vitamin-A-Derivate regulieren die Talgproduktion und verhindern verstopfte Poren. Die verschreibungspflichtigen Versionen sind wirksamer, müssen aber möglicherweise schrittweise eingeführt werden (22).
Niacinamid: Reduziert nachweislich die Talgproduktion und verbessert die Hautstruktur bei Leuten mit Rosacea (einer Hauterkrankung, die Rötungen und kleine Beulen verursacht), sollte aber bei der Ärztin oder dem Arzt besprochen werden (23).
Salicylsäure: hilft, die Poren zu befreien und Entzündungen zu reduzieren (24).
Ernährung und Lebensweise
Ernährung mit niedrigem glykämischen Index: kann bei manchen Leuten helfen, die Schwere der Akne zu verringern, auch wenn die Beweise dafür nicht eindeutig sind (25).
Stressabbau: chronischer Stress kann Akne über hormonelle Wege verschlimmern, aber dazu muss noch mehr geforscht werden (26).
Medizinische Behandlungen
Hormontherapie (z. B. KOK, Spironolacton): kann helfen, die androgenbedingte Talgproduktion zu reduzieren.
Isotretinoin: bei schweren Fällen reduziert dieses starke orale Retinoid die Talgproduktion drastisch, hat aber erhebliche Nebenwirkungen und erfordert ärztliche Überwachung (27).
Warum solltest du fettige Haut mit Clue tracken?
Mit Clue kannst du Veränderungen deiner Haut anhand von sechs verschiedenen Hautoptionen (OK, Gut, Fettig, Trocken, Juckend und Pickel) tracken. Du kannst auch alle Symptome tracken, die du im Zusammenhang mit deinem Hautzustand bemerkst, wie z. B. Schlaf und Heißhunger.
Mit der Zeit kann das Tracken dir helfen, Muster zu erkennen und vorherzusagen, wann du möglicherweise unter vermehrter Fettigkeit oder Hautunreinheiten leidest, sodass du deine Hautpflege anpassen oder bei Bedarf einen Dermatologen konsultieren kannst.
FAQs
Welches Hormon hilft bei fettiger Haut?
Es gibt kein bestimmtes Hormon, das fettige Haut „behandelt”, aber Östrogen scheint bei hohen Konzentrationen eine unterdrückende Wirkung auf die Talgproduktion zu haben. Deshalb werden manche kombinierten oralen Kontrazeptiva (die synthetisches Östrogen enthalten) zur Behandlung von Akne und fettiger Haut verschrieben. Diese Pillen senken den Testosteronspiegel und erhöhen das SHBG, wodurch die freien Androgene, die die Talgdrüsen stimulieren, reduziert werden (5,20).
Bedeutet fettige Haut einen hohen Testosteronspiegel?
Nicht immer. Testosteron und andere Androgene regen zwar die Talgproduktion an, aber fettige Haut bedeutet nicht automatisch, dass du einen hohen Testosteronspiegel hast. Bei manchen Leuten reagieren die Talgdrüsen einfach empfindlicher auf normale Hormonspiegel.
Erkrankungen wie PCOS oder eine Testosterontherapie können den Androgenspiegel erhöhen und die Fettigkeit der Haut verstärken, aber zyklusbedingte fettige Haut ist oft auf normale hormonelle Schwankungen zurückzuführen (3,5,6).