Verschiedene Illustrationen zu Fruchtbarkeitsthemen: Akupunktur, jemand isst eine Ananas, jemand streckt sich.

Illustration von Emma Günther

Lesezeit: 9 min

Fragen an eine Fruchtbarkeitsexpertin

Wir trennen Fakten von Fiktion und liefern Antworten auf die wichtigsten Fragen, die wir im Internet zum Thema Empfängnis/Kinderwunsch gefunden haben.

by Binwe Adebayo, MA, und Eve Lepage, MSN, RN Medizinisch überprüft von Lynae Brayboy, MD, FACOG
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*Übersetzung: Judith Quijano

Wenn es um den Versuch geht, schwanger zu werden, kann es bei der großen Menge an Ammenmärchen über Sexstellungen und TikToks über den Verzehr von Ananas schwierig sein, Wissenschaft von Ideen zu trennen, die an Science-Fiction grenzen. Wir haben einige der am häufigsten gestellten Fragen aus der Clue-Community gesammelt und uns mit unserer Expertin im Bereich Fruchtbarkeit und Clue-Wissenschaftsautorin Eve Lepage zusammengesetzt und folgende Antworten erhalten:

Stimmt es, dass die Fruchtbarkeit ab dem 35. Lebensjahr rasant abnimmt?

Ja und nein – rasant nimmt sie jedoch nicht ab. Es stimmt, dass es einen langsamen Rückgang der Erstschwangerschaften gibt, der Ende der Zwanziger beginnt und von Mitte bis Ende der Dreiziger reicht (1, 2). Doch die Vorstellung, dass vor dem 35. Lebensjahr alles optimal ist und die Fruchtbarkeit nach dem 35. Geburtstag drastisch sinkt, ist irreführend. Es ist wichtig zu wissen, dass deine Eierstöcke nicht immer im gleichen Rhythmus altern wie dein Lebensalter. Es ist möglich, dass man jenseits des 35. Lebensjahres Probleme mit der Empfängnis hat.

Die Wahrscheinlichkeit einer Empfängnis hängt jedoch individuell von der Person ab, und es ist möglich, bis weit in die 40er Jahre hinein schwanger zu werden – jedoch sind die Chancen, ein Kind zu bekommen, dann geringer (3). Eine Schwangerschaft im späteren Lebensalter kann ein höheres Risiko für Komplikationen sowohl für die Gebärende als auch für den Fötus/das Neugeborene mit sich bringen, weshalb in diesem Fall eine frühzeitige und regelmäßige Schwangerschaftsvorsorge wichtig ist (3). Wenn du 35 Jahre oder älter bist und seit mehr als sechs Monaten versuchst, schwanger zu werden, wird empfohlen, dass du eine:n Arzt oder Ärztin aufsuchst. Solltest du 40 Jahre oder älter sein, solltest du dies sofort tun (4, 5). Und natürlich ist das Alter nicht der einzige Faktor, den es zu berücksichtigen gilt. Auch deine medizinische Vorgeschichte und dein Lebensstil spielen eine Rolle (5).

Spielen Stellungen beim Sex eine Rolle, wenn es darum geht, schwanger zu werden?

Das ist zwar in vielen Kulturen ein beliebter Mythos, aber es ist nicht erwiesen, dass eine bestimmte Sexstellung die Chancen auf eine Schwangerschaft erhöht. Die Spermien erreichen den Gebärmutterhals innerhalb von Sekunden nach der Ejakulation, ganz unabhängig von der Position, in der du dich befindest (5, 6). Innerhalb von 2 bis 10 Minuten können Spermien in den Eileitern gefunden werden, wo die Befruchtung (Spermien treffen auf eine Eizelle) stattfinden kann (7, 8). Das Wichtigste ist, dass du eine Position findest, die für dich und deine:n Partner:in angenehm ist und sich gut anfühlt. Schwanger werden kann einige Zeit in Anspruch nehmen, daher solltest du diese Erfahrung umso mehr genießen.

Erhöht das Hochhalten der Beine und Hüften nach dem Sex die Wahrscheinlichkeit, schwanger zu werden?

Clue Kinderwunsch kann dir helfen, schwanger zu werden.

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Nein, deine Stellung nach dem Sex spielt auch keine Rolle. Es gibt keine wissenschaftlichen Beweise dafür, dass das Hochlegen der Hüften oder das Hinlegen nach dem Sex dazu beiträgt, dass die Spermien den Gebärmutterhals erreichen (5). Die Spermien schwimmen auf die Eizelle zu, so dass sie beim Aufstehen nicht "herausfallen" (9). Eine europäische Studie mit fast 500 Patient:innen, die sich einer intrauterinen Insemination (IUI) unterzogen, ergab, dass diejenigen, die nach dem Eingriff 15 Minuten liegen blieben, im Vergleich zu denjenigen, die unmittelbar danach aufstanden, keinen Unterschied in der Schwangerschaftsrate aufwiesen (10). Alte Gewohnheiten lassen sich jedoch nur schwer ablegen und in Fruchtbarkeitskliniken neigen die Patient:innen immer noch dazu, nach der IUI 10-15 Minuten liegen zu bleiben. Wenn du das also auch zu Hause machen möchtest, nur zu.

Stimmt es, dass dein:e Partner:in nicht masturbieren sollte, wenn du versuchst, schwanger zu werden, oder dass du den Sex außerhalb deiner fruchtbaren Phase einschränken solltest, um die Spermienkonzentration zu erhöhen, wenn ihr es versucht?

Es gibt kaum Belege dafür, dass das "Aufbewahren" von Spermien außerhalb der fruchtbaren Phase einen Nutzen hat. Es könnte sich sogar negativ auf die Spermienqualität auswirken, wenn der letzte Samenerguss länger als 5-7 Tage zurückliegt. Bei Abgabe einer Samenprobe für eine Fruchtbarkeitsbehandlung empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sogar eine Abstinenz (keine Ejakulation) von mindestens 2 und höchstens 7 Tagen (11). Forschungsergebnisse deuten jedoch darauf hin, dass eine kürzere Abstinenz zu einer besseren Spermienqualität führen kann, und die European Society of Human Reproduction and Embryology (ESHRE) empfiehlt eine Abstinenz von nur 3-4 Tagen (12). Die Quintessenz lautet: Du kannst deine Chancen auf eine Schwangerschaft erhöhen, wenn du versuchst, während der fruchtbaren Phase alle 1-2 Tage Sex zu haben oder zu befruchten (5).

Schließt es die Möglichkeit, ein Kind zu bekommen, vollständig aus, wenn eine transsexuelle/transmaskuline Person Testosteron einnimmt?

Nicht unbedingt. Eine maskulinisierende Testosteron-Hormontherapie wirkt sich im Allgemeinen negativ auf die Fruchtbarkeit aus, da sie in der Regel den Eisprung verhindert (13). Dennoch konnten viele Menschen nach dem Absetzen von Testosteron entweder auf natürlichem Wege oder durch In-vitro-Fertilisation (IVF) schwanger werden (14, 15). Über die langfristigen Auswirkungen einer Testosterontherapie auf die Funktion der Eierstöcke ist jedoch wenig bekannt. Daher wird häufig empfohlen, vor Beginn einer geschlechtsangleichenden Behandlung Eizellen einzufrieren, wenn du dir in Zukunft leibliche Kinder wünschst (13, 16, 17).

Kann der Verzehr bestimmter Lebensmittel das Geschlecht des Babys beeinflussen?

Nein. Das Geschlecht eines Babys wird bei der Empfängnis bestimmt; das Sperma enthält das genetische Material, das das genetische Geschlecht bestimmt, und es gibt keine Möglichkeit zu kontrollieren, welches Spermium erfolgreich in die Eizelle eindringt (9). Es gibt also nichts, was du tun kannst, um die Chancen auf einen Jungen oder ein Mädchen zu erhöhen. Die einzige Ausnahme ist eine IVF, bei der in einigen Fällen eine Geschlechtsselektion des Embryos möglich ist. Diese erfolgt allerdings meist nur aus medizinischen Gründen (18).

Manche Menschen empfehlen den Verzehr von Ananas, um die Chancen auf eine Schwangerschaft zu erhöhen. Gibt es dafür wissenschaftliche Beweise?

Die Vorstellung, dass der Verzehr von Ananas die Chancen auf eine Schwangerschaft erhöht, hat mit einer Gruppe von Enzymen namens Bromelain zu tun, die natürlicherweise in Ananas vorkommen (19). Einige Studien haben gezeigt, dass Bromelain zur Verringerung von Entzündungen beitragen könnte – und Entzündungen könnten eine Schwangerschaft erschweren (20) – aber dies wurde noch nicht am Menschen untersucht (21). Bromelain wird auch eine gerinnungshemmende Wirkung zugeschrieben, d. h., es kann die Gefahr von Blutgerinnseln verringern und möglicherweise die Durchblutung der Gebärmutter erhöhen. Doch auch hier sind die Forschungsergebnisse begrenzt und die Wirkung wurde noch nicht am Menschen untersucht (22).

Manche Menschen sagen, dass diese entzündungshemmenden und gerinnungshemmenden Eigenschaften die Chancen der Einnistung eines Embryos in die Gebärmutter erhöhen können, aber es gibt keine Studien, die diese Behauptungen belegen. Es ist unwahrscheinlich, dass der Verzehr von Ananas oder die Einnahme von Bromelain einen Einfluss auf die Einnistung hat. Allerdings hat der Verzehr von Ananas durchaus Vorteile: Ananas enthält viel Vitamin C und andere Nährstoffe, so dass es keine schlechte Idee ist, sie in Maßen in den Speiseplan aufzunehmen (23).

Meine Mutter hatte bereits mit Fruchtbarkeitsproblemen zu kämpfen. Heißt das, dass auch ich Schwierigkeiten haben werde, schwanger zu werden?

Möglicherweise. Einige Erkrankungen, die die Fruchtbarkeit beeinträchtigen können, wie das polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS), Endometriose, Myome und Schilddrüsenerkrankungen, können eine genetische Komponente haben (24-27). Das bedeutet, dass es möglich ist, dass die Krankheit über Generationen weitergegeben wird. Auch einige genetische Erkrankungen wie das Turner-Syndrom und das Fragile-X-Syndrom können das Risiko einer primären Ovarialinsuffizienz erhöhen (28). Dies ist der klinische Begriff für den Fall, dass die Eierstöcke nicht so viele Follikel produzieren, wie es bei Frauen unter 40 Jahren typisch ist (29).

Sollten also in deiner Familie Fruchtbarkeitsprobleme oder eine frühe Menopause aufgetreten sein, solltest du unbedingt mit eine:m Arzt oder Ärztin sprechen, bevor du versuchst, schwanger zu werden, damit er:sie einige Tests durchführen und einen Plan mit dir erstellen kann. Dies ist einer der Gründe, warum es so wichtig ist, einen Termin mit einem:r Gynäkologen:in oder einer Hebamme zu vereinbaren, bevor man versucht, schwanger zu werden (30).

Ist eine unregelmäßige Menstruation mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit gleichzusetzen, schwanger zu werden?

Ja, es kann schwieriger sein, schwanger zu werden, wenn du einen "unregelmäßigen Zyklus" hast: Dieser Begriff wird von Gesundheitsdienstleister:innen verwendet, um Menstruationszyklen zu beschreiben, die in ihrer Länge um mehr als 7-9 Tage variieren (31). Wenn dein Zyklus unvorhersehbar ist, kann es sein, dass du nicht regelmäßig einen Eisprung (Freisetzung einer Eizelle aus dem Eierstock) hast (31). Dies kann die Vorhersage des Eisprungs und die Planung des Geschlechtsverkehrs oder die Insemination während der fruchtbaren Phase erschweren, da sich der Zeitpunkt von Monat zu Monat erheblich ändern kann (32). Unvorhersehbare Zyklen können auch ein Anzeichen für eine Grunderkrankung wie PCOS oder eine Schilddrüsenerkrankung sein. Deshalb ist es wichtig, dass du mit deinem:r Arzt oder Ärztin über deinen Zyklus sprichst – unabhängig davon, ob du eine Schwangerschaft planst oder nicht (33, 34).

Verbessert ein weiblicher Orgasmus beim Sex die Chancen auf eine Empfängnis?

Wahrscheinlich nicht. Es wird vermutet, dass die beim Orgasmus auftretenden Kontraktionen der Gebärmutter dazu beitragen können, das in der Vagina in der Nähe des Gebärmutterhalses hinterlassene Sperma "aufzusaugen". Zwar ist die Datenlage nicht eindeutig, doch in einer Studie wurde die Menge des nach dem Sex aus der Vagina austretenden Spermas (Rückfluss) gemessen und festgestellt, dass mehr Spermien in der Vagina zu finden waren, wenn ein Orgasmus stattgefunden hatte (35). Es ist jedoch wichtig zu wissen, dass ein Orgasmus die Schwangerschaftsrate selbst nicht nachweislich erhöht. Außerdem musst du nicht zum Orgasmus kommen, um schwanger zu werden (36). Ein Orgasmus fühlt sich aber natürlich wunderbar an. Das ist also auch nicht zu unterschätzen.

Wirken sich alternativmedizinische Behandlungen wie Akupunktur auf die Fruchtbarkeit aus und können sie deine Chancen auf eine Schwangerschaft erhöhen?

Vielleicht. Integrative Mediziner:innen (manchmal auch Alternativmediziner:innen genannt) auf der ganzen Welt empfehlen Akupunktur für verschiedenste Arten von Erkrankungen, die die Fruchtbarkeit beeinträchtigen, darunter beispielsweise PCOS, Myome, Endometriose und Probleme mit der Eizellreserve und der Spermienqualität (37). Einige Studien haben gezeigt, dass Akupunktur in Verbindung mit Fruchtbarkeitsbehandlungen wie IVF die Chancen auf eine Schwangerschaft erhöhen kann (38, 39); andere Studien haben dies jedoch nicht nachweisen können (40, 41).

Wenn du dich entschließt, Akupunktur auszuprobieren, ist es wichtig, dass du eine qualifizierte Person aufsuchst. In den Vereinigten Staaten sollte ein:e Akupunkteur:in bei den zuständigen Aufsichtsbehörden (wie NCCAOM oder ABMA) registriert und akkreditiert sein (37).

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eine Illustration der Clue-Blume
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