Illustration: Marta Pucci
Verdauung und Zyklus: Die Wahrheit über Stuhlgang während der Menstruation
Wie verändert sich die Verdauung während der Menstruation?
*Übersetzung: Judith Quijano
Hast du schon einmal festgestellt, dass alles, was du zu Beginn deiner Menstruation isst, deinen Magen zu verstimmen scheint? Hast du das Gefühl, dass dir kurz vor der Menstruation Blähungen besonders zu schaffen machen? Oder hast du ein Völlegefühl, das sich nicht durch deine Ernährung erklären lässt? Du redest dir all das nicht ein – dein Magen-Darm-System bzw. dein Magen und Darm werden von deinem Menstruationszyklus beeinflusst und können sich auf deine Verdauung und deinen Stuhlgang auswirken. Lass uns über das Warum und Wie der Veränderungen im Magen-Darm-Trakt während des Menstruationszyklus sprechen.
Ein veränderter Stuhlgang während der Menstruation ist ein echtes Phänomen
Wenn Menschen über ihre Menstruationsbeschwerden sprechen, dann meist über Menstruationskrämpfe oder Menstruationsmüdigkeit, dabei kann sich auch die Verdauung während des Zyklus verändern und lästig sein. Frauen und Menschen mit Zyklus berichten häufig um die Zeit ihrer Menstruation und insbesondere am ersten Tag der Blutung von Bauchschmerzen, Durchfall, Verdauungsstörungen, Verstopfung und Reflux (1, 2). Bei Menschen mit einem bestehenden Reizdarmsyndrom (RDS) können sich die Magen-Darm-Beschwerden im Vorfeld und während der Menstruation verschlimmern (3).

Chemische Stoffe, auch Prostaglandine genannt, können Menstruationsdurchfall verursachen
Die Menstruation entsteht durch einen normalen, lokal begrenzten Entzündungsprozess in der Gebärmutter (4). Diese Entzündung fördert den Abbau des Gewebes, das wir als Gebärmutterschleimhaut bezeichnen (4). Wenn das Gewebe abgebaut wird, tritt es als Blutung aus der Vagina aus und diese Blutung wird als Menstruation bezeichnet (4, 5).
Wie funktioniert das? Das Fortpflanzungshormon Progesteron wirkt entzündungshemmend (4). Dieses Hormon nimmt ab, wenn deine Menstruation näherkommt, und löst eine Entzündung in der Gebärmutter aus (4, 5). Entzündungsfördernde chemische Botenstoffe, so genannte Prostaglandine, wirken dann auf die Gebärmutter (4, 5). Dadurch werden weiße Blutkörperchen bzw. Leukozyten aktiviert, die den Abbau des Gewebes unterstützen (4). Dann tritt die Menstruation ein.
Wenn dein Körper diese Prostaglandine freisetzt und deine Gebärmutter zur Kontraktion anregt, wird die Gebärmutterschleimhaut aus der Gebärmutter gelöst. Es wird angenommen, dass diese Prostaglandine in Verbindung mit einem starken Abfall der Eierstockhormone Östrogen und Progesteron für die Magen-Darm-Veränderungen vor und während der Menstruation verantwortlich sind (6). Dies könnte daran liegen, dass Prostaglandine auch auf das nahe gelegene Darmgewebe wirken und eine Entzündung hervorrufen können (6).
Nicht jede:r bemerkt diese Veränderung des Stuhlgangs. Eine Studie hat ergeben, dass etwa 50 % der Menschen mit Reizdarmsyndrom oder anderen Darmstörungen um die Zeit ihrer Menstruation herum eine Veränderung ihres Stuhlgangs feststellen. Im Vergleich dazu erlebte nur ein Drittel der Frauen ohne Darmbeschwerden eine menstruationsbedingte Veränderung des Darms (7). Das bedeutet, dass nicht jeder Mensch während seiner Menstruation Durchfall oder andere Magen-Darm-Beschwerden hat. Wenn eine Person bereits unter Darmbeschwerden leidet, ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass sich die Stuhlgewohnheiten während der Menstruation ändern (3, 7).
Du kannst prämenstruellen Blähungen und Menstruationsdurchfall vorbeugen, indem du bestimmte Lebensmittel meidest
Es gibt nicht viele Untersuchungen über die Behandlung von spezifischen Magenbeschwerden, die mit der Menstruation einhergehen. Als Faustregel gilt: Wenn du Durchfall hast, solltest du viel trinken, um die Flüssigkeit zu ersetzen, die du über den Stuhlgang verlierst (8). Die Aufnahme von Salz über Getränke und Nahrung kann Abhilfe schaffen. Probiere also Suppen, einfache Cracker oder Sportgetränke aus (8). Vermeide Milchprodukte, Limonaden und Säfte sowie alles, was deinen Magen normalerweise verstimmt (8). Wenn dein Menstruationsdurchfall oder andere Magen-Darm-Veränderungen länger als ein paar Tage andauern, wende dich an deine:n Ärztin oder Arzt (8).
Wenn du um die Zeit deiner Menstruation herum mit monatlichen Verdauungsproblemen zu kämpfen hast, kannst du mit deinem:r Arzt oder Ärztin über eine Form der Empfängnisverhütung sprechen, die dir hilft, deine Menstruation auszulassen, z. B. die Antibabypille, die Spirale, die Verhütungsspritze oder ein Hormionmplantat.
Tracke während deines Zyklus deine Verdauung
Das Tracken deiner Verdauung kann dir dabei helfen, den Überblick über deine Magen-Darm-Erfahrungen während deines Zyklus zu behalten. Wenn du deinem:r Arzt oder Ärztin deine Erfahrungen und Beschwerden aus dem Gedächtnis schilderst, spiegelt das oft nicht deinen wahren Gesundheitszustand wider. Wenn du deine Ernährung und deine Erfahrungen täglich und über einen längeren Zeitraum hinweg trackst, könnt dein:e Ärztin oder Arzt und du mögliche Muster analysieren. Wann verändert sich dein Stuhlgang oder wann sind deine Bauchschmerzen schlimmer? Gibt es einen Zusammenhang zwischen deinem Menstruationszyklus, deinem Stressniveau und deinen Essgewohnheiten?
Da jeder Mensch anders ist, ist das Tracken unerlässlich, um den bestmöglichen Einblick in deine spezifischen Muster zu erhalten.
Wenn du deine individuellen Muster besser verstehst, kannst du voraussehen, wann du während deines Zyklus mit Durchfall oder Bauchschmerzen rechnen musst, und Maßnahmen ergreifen, um deine Beschwerden zu lindern.
Wenn du weitertrackst und gleichzeitig deine Essgewohnheiten oder deine körperliche Betätigung anpasst, erhältst du eine unmittelbare Rückmeldung darüber, ob sich deine Menstruationsefahrung durch diese Veränderungen tatsächlich verbessert.