Illustration: Marta Pucci

Lesezeit: 5 min

Prämenstruelle Magnifikation: Psychische Erkrankungen und PMS

*Übersetzung: Judith Quijano

Zu deiner Information: Der Begriff "perimenstruell" beschreibt die vielfältigen Erfahrungen von Menschen vor oder während ihrer Menstruation treffender. Der Terminus "prämenstruell" hingegen impliziert, dass die Symptome mit Beginn der Menstruation enden und dies trifft nicht auf jeden Menschen zu.

Ich leide seit mehr als zehn Jahren an einer Angststörung und seit ca. einem Jahr an Depression. Ich habe erst durch die Methode der natürlichen Familienplanung (NFP)† damit begonnen, meinen Zyklus zu beachten. NFP hat mir fundierte Kenntnisse über meinen Körper vermittelt. Ich trackte anhand von Clue über eine gewisse Zeit verschiedene Aspekte meiner Gesundheit und erkannte klare Anzeichen für Zyklusphasen: So war ich in meiner Follikelphase supermotiviert, hatte um den Eisprung verstärkt Lust auf Sex und strahlte mehr.

Dann stellte ich fest, dass meine prämenstruelle Erfahrung sich geändert hatte.

Ich hatte schon immer mit Krämpfen, geschwollenen Brüsten, Akne und Reizbarkeit zu kämpfen gehabt, aber nun hatte ich vor jeder Menstruation und mit jedem Zyklus weniger Energie und meine emotionalen Symptome wurden schlimmer. Starke Stimmungsschwankungen, schiere Verzweiflung, Lethargie und viele Tränen waren die Folge. Ich dachte langsam, ich hätte PMDD, aber als ich von Depressionen heimgesucht wurde und meine Ängste zunahmen, stellte ich während meines gesamten Zyklus Stimmungsschwankungen und ein Auf und Ab in meinem Energielevel fest. Es war purer Zufall, wie ich mich am nächsten Tag fühlen oder wie ich funktionieren würde. In den Tagen vor meiner Menstruation stellte ich fest, dass das Gefühl von Überwältigung verstärkt vorhanden war.

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PMS ist ein wenig untersuchtes Feld und eine weitgehend missverstandene Erfahrung. Allzu oft wird PMS scherzhaft verallgemeinert, obwohl es sich für jede Person um eine individuelle Erfahrung handelt. Es herrscht der falsche Glaube vor, nach dem PMS mit schlechter, prämenstrueller Laune in Verbindung gebracht wird. Dieser allgegenwärtige Irrglaube muss hinterfragt werden, denn er festigt schädliche Vorstellungen, nach denen die weibliche Biologie und negative Emotionalität untrennbar miteinander verbunden seien (1). Nicht jede Frau oder Person mit einem Zyklus macht schlechte perimenstruelle Erfahrungen.

Für manche Menschen bedeutet PMS ein tränenreicher Streit mit dem Partner darüber, welche pflanzliche Milch zu kaufen sei, 15 Minuten später einen Hafermilch-Cappucino zu trinken und die Auseinandersetzung mit "Oh, PMS!" abzuhaken.

Für andere Menschen ist PMS jedoch nicht so einfach. Als sich mein psychischer Gesundheitszustand verschlimmerte, hingen solche trivialen Auseinandersetzungen nicht mehr mit einer bestimmten Zyklusphase zusammen – in meiner prämenstruellen Phase wurden diese Probleme nur noch größer und schwieriger abzutun.

Bin ich aufgrund von PMS oder wegen meiner Depression erschöpft? Fühle ich mich wegen meiner Angsttörung oder wegen PMS geschwächt und habe das Gefühl, dass mich ein dunkles Schicksal erwartet? Schluchze ich, weil ich an Depressionen leide, weil ich PMS habe oder liegt es doch an meiner Angststörung?

So verwirrt kann man sein, wenn man an einer psychischen Erkrankung leidet und einen Zyklus hat. Das Gefühl von Erschöpfung tritt nicht nur in der prämenstruellen Phase auf, aber für manche Menschen kann sich dieser Zustand vor der Menstruation stark verschlimmern.

Wenn man sich selbst oder eine andere Person die PMS-Frage stellt, während man mit einer emotionalen Belastung kämpft, kann das sexistisch oder herablassend wirken. Zudem kann es lästig sein, wenn es dir nicht gut geht, du unter prämenstruellen Stimmungsschwankungen leidest und – tada – ja, du dich in der perimenstruellen Phase befindest. Füge dann noch Depression und Ängste in die Mischung und schon ist die Verwirrung vollständig.

Ich konnte meiner Verunsicherung endlich einen Namen geben, als ich den Begriff "prämenstruelle Magnifikation" entdeckte: Hiernach intensivieren sich kurz vor meiner Periode die Symptome meiner psychischen Krankheit.

Man spricht von prämenstrueller Magnifikation, wenn psychische und körperliche Gesundheitsprobleme prämenstruell verstärkt werden.

So können prämenstruell magnifizierte Symptome von Angst, Depression, Asthma, dem Reizdarmsyndrom und anderer psychischer und körperlicher Erkrankungen verstärkt werden, sich mit Menstruationssymptomen überschneiden und/oder mit diesen verwechselt werden (2-4).

Achtsamkeitsübungen haben mir dabei geholfen, mir meiner aktuellen Erfahrungen in meinem Kopf und in meinem Körper bewusster zu sein. Ebenso wie natürliche Verhütung ein stärkeres Bewusstsein und sorgfältiges Tracken deiner Körperprozesse erfordert, bedarf es für Achtsamkeit einer größeren Aufmerksamkeit für das Bewusstsein.

Zu Beginn meiner Lutealphase akzeptiere ich, dass ich anfälliger für negative psychische und körperliche Symptome sein kann. Ich habe gelernt, mir selbst die notwendige Zeit und Fürsorge zu geben, die ich in der prämenstruellen Phase benötige. Durch die Schärfung meines Bewusstseins durch Meditation (ohne jegliche religiöse oder Subkultur-Zugehörigkeit) habe ich gelernt, Schmerzen und düstere Gedankenmuster zu erkennen, sie als vorläufig anzusehen und in Schweregrade einzustufen. Das hilft, das Chaos-Karussell zu verlangsamen, in dem ich mich schon so oft verloren habe.

Geduld mit mir selbst und Gegenwärtigkeit haben mein Leid gelindert. Es war nicht leicht, nicht so hart zu mir selbst und im Jetzt zu sein. Das erfordert viel Meditationspraxis (und kann nach Hippie-Jargon klingen) – aber es ist wissenschaftlich belegt, dass Meditation wirkt (5-7). Außerdem haben mir Sport, Therapie und Ernährung sehr dabei geholfen, meine psychische und allgemeine Gesundheit zu verbessern.

Behandle deinen Geist mit ebenso viel Fürsorge wie deinen übrigen Körper.

Emotionen und PMS sollten nicht so untrennbar sein. Wenn du schlechte Laune hast, musst nicht direkt PMS vermuten. Stress im Alltag, körperliche Gesundheit, Geisteszustand und soziales Leben sind häufig bessere Gründe für Stimmungsschwankungen als die Phase des Menstruationszyklus (1).

Es ist wichtig, für Veränderungen im Temperament einer Person keine Pauschalbehauptungen und leeren Ausreden anzubringen. Erinnere dich daran, dass jeder Mensch individuelle Erfahrungen macht und respektiere diese. Die perimenstruelle Phase kann für manche Menschen eine herausfordernde Zeit sein, während sie von anderen allzu oft als Grundlage für Frauenfeindlichkeit und erklärbare Gefühlsausbrüche verwendet wird.

Wenn deine Stimmungen dein Wohlbefinden beeinträchtigen, kann es angebracht sein, medizinisches Personal aufzusuchen. Es ist schwer, sich mit einer psychischen Erkrankung abzufinden, aber Anerkernnung ist der erste Schritt, um Schmerzen zu lindern.

Lerne deinen Körper kennen. Tracke mit Clue deine Befindlichkeit, Emotionen, Meditation und vieles mehr.

†Die Clue-Vorhersagen sind nicht dafür geeignet, Schwangerschaften zu verhindern und dienen ausschließlich Informationszwecken. Es ist nicht möglich, nur auf Grundlage der Statistiken von Clue für jeden Zyklus akkurate Vorhersagen über den Eisprung und die fruchtbare Phase zu machen.

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