Drei Leute umarmen sich

Illustration: Marta Pucci

Lesezeit: 11 min

Wie es ist, eine STI zu haben

STIs sind sehr verbreitet und können von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich ausfallen. Wir haben uns in den sozialen Medien umgehört und Menschen gebeten, uns ihre Geschichten zu erzählen.

*Übersetzung: Clara Müller-Kühn

Schamläuse: "Ich war völlig geschockt"

Ich fand eine Schamlaus auf meinem Bauch. Ich war entsetzt. Ich war außer mir, weil ich Insekten hatte und mein Instinkt riet mir, zu meiner Mutter zu rennen, die zuhause war. Ich rasierte meine Körperbehaarung vollständig ab. Der Gedanke, dass INSEKTEN auf meinem Körper lebten, gefiel mir ganz und gar nicht. Ich suchte online nach Behandlungsmöglichkeiten und besorgte mir ein empfohlenes Shampoo. Ich war geschockt, weil ich das absolut nicht hatte kommen sehen. Ich schütze mich immer, aber das ist etwas, das sich nicht verhindern lässt. Ich schämte mich. Aber ich fand heraus, dass es sehr verbreitet ist und man sich dafür nicht zu schämen braucht. — Anonym

Chlamydien: “Ich hatte keinerlei Symptome”

Ich hatte Sex mit meiner besten Freundin und sie fand heraus, dass sie Chlamydien hatte. Also ließ ich mich gemeinsam mit ein paar anderen Leuten, mit denen wir geschlafen hatten, untersuchen. Die Behandlung wirkte beim ersten Mal nicht, sodass ich sie wiederholen musste. Mein Freund, den ich zum Zeitpunkt der Diagnose hatte, machte mit mir Schluss... vermutlich eher aufgrund der Tatsache, dass es mit einer Frau war... Ich sagte meinem aktuellen Freund, dass ich nicht mit ihm schlafen wolle, bis ich wüsste, dass ich geheilt bin... und seine Antwort war so ziemlich die beste, die ich mir hätte wünschen können. Ich schämte mich zu sehr, es meiner Familie zu erzählen, aber wir sprachen im Freundeskreis darüber... wir ließen uns alle gemeinsam untersuchen und gingen danach shoppen.

Ich fand es damals unglaublich schwierig, es meinem Freund zu sagen, da unsere Beziehung zu diesem Zeitpunkt nicht so rundlief und ich dachte, wenn wir uns trennen, würde er es unter all meinen Bekannten an der Uni herumerzählen. Die Untersuchung selbst ist nicht so schlimm, wie man es vermuten würde. Ich machte den Abstrich selbst auf der Toilette der Klinik und unterhielt mich gut mit der Krankenschwester. Ich hatte keinerlei Symptome. Hätte meine Freundin es mir nicht erzählt, hätte ich nicht gewusst, dass etwas nicht in Ordnung ist. Erzähle es immer den Menschen, mit denen du geschlafen hast, ganz gleich, wie unangenehm es dir ist. Die Auswirkungen einer STI verschlimmern sich nämlich mit der Zeit. — Anonym

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Herpes, HPV und Chlamydien: "Wir waren monogam"

2015 erhielt ich die Diagnose Chlamydien, 2016 HPV und 2018 Herpes Typ 2. Jede der drei Erfahrungen war sehr unterschiedlich. Ich infizierte mich bei einer Person mit Chlamydien, mit der ich zwei Jahre lang zusammen war, die mich jedoch betrogen hatte. Weil wir "monogam" waren, hatte ich keinen Grund, eine STI zu befürchten. Ich hatte keine Symptome und erhielt die Diagnose nur durch einen STI-Test bei meiner jährlichen Vaginaluntersuchung. Als ich mich mit HPV ansteckte, hatte ich Genitalwarzen und ging zu einer Klinik für Studierende, für die man keine Krankenversicherung braucht. Meine christlichen Eltern waren sehr streng und ich befürchtete, sie könnten mich verstoßen, wenn sie wüssten, dass ich Sex habe. Der Arzt sagte mir zunächst, ich hätte Krebs und erst als ich mein örtliches Familienplanungszentrum aufsuchte, erfuhr ich, dass HPV keine große Sache ist.

Das Schlimmste war meine Herpes-Infektion. Ich war in einer monogamen Beziehung mit einer Person, die ich für verantwortungsvoll hielt. Wir ließen und beide auf STI testen, bevor wir beschlossen, ungeschützten Sex zu haben. Er verschwieg mir, dass er zuvor mit Herpes in Kontakt gekommen war. Zwei Tage nachdem wir ungeschützten Sex hatten, wurde ich sehr krank und hatte grippeähnliche Symptome, die fast einen Monat anhielten. Dann bekam ich Symptome, die ich auf eine Pilzinfektion zurückführte (Juckreiz, Ausfluss) und schließlich erschien eine schmerzhafte Wunde in der Nähe meiner Vaginaöffnung. Ich dachte, das käme davon, dass ich mich zu viel gekratzt hatte. Ich suchte drei Ärzte wegen der "Pilzinfektion" auf und zwei wegen der grippeähnlichen Symptome, bis eine Ärztin sich schließlich meine Vagina ansah. Sie erkannte sofort die Wunden und machte einen Vaginalabstrich, der so schmerzhaft war, dass ich schrie. Das war an einem Donnerstag und über das Wochenende hatte ich über 38 Grad Fieber und so starke Schmerzen, dass ich kaum laufen konnte. Ich dachte, ich würde sterben. Ich musste meinen Eltern Bescheid sagen, denn ich lebe allein und hatte weder jemanden, der sich um mich kümmert, noch konnte ich mich um mich selbst kümmern. Ich war überrascht, wie sehr sie mich unterstützten. Sobald ich Medikamente bekam, wurden meine Symptome besser und jetzt nehme ich täglich eine Dosis, um einen erneuten Ausbruch zu verhindern. — Anonym, weiblich, 21

Chlamydien: "Der Sex wurde schmerzhaft"

Der Sex mit meinem Mann wurde plötzlich schmerzhaft und ich litt monatelang, weil ich dachte, etwas würde mit mir nicht stimmen. Auch mein Mann bekam Symptome, also ließen wir uns beide untersuchen. Er erfuhr, dass er Chlamydien hatte und sagte es mir, daher war ich nicht überrascht, als meine Diagnose kam. Er war zwei Wochen auf Antibiotika, ich drei. Obwohl die Behandlung Monate zurückliegt, habe ich immer noch seltsamen Ausfluss und Schmerzen beim Sex oder wenn ich Tampons verwende. Es hat die Beziehung zwischen meinem Mann und mir beeinträchtigt, da ich immer noch an den Folgensymptomen leide. Das Vertrauen zwischen uns hat sich dank der Art unserer Beziehung jedoch nicht geändert. Ich war überrascht, dass mein Mann nicht wusste, dass man sich über Oralsex mit STIs anstecken kann. Außerdem finde ich, es müsste mehr über Ausfluss geredet werden. Mein Ausfluss hatte sich plötzlich verändert und ich suchte vergeblich nach Informationen darüber, was ich hatte – alles, was ich fand, waren unbeantwortete Fragen von anderen Frauen in Online-Foren. — Anonym

Gonorrhoe und Chlamydien: "Meine Bluttests waren negativ"

Ich musste zu einem obligatorischen Urintest für eine medizinische Untersuchung und erhielt ein paar Tage später einen Rückruf, in dem mir gesagt wurde, dass ich zu einer Nachuntersuchung kommen müsse. Der Arzt sagte mir, er habe Chlamydien und Gonorrhoe in meinem Urin gefunden. Ich wurde sofort behandelt (eine Spritze und eine Tablette). Ich hatte zu der Zeit keinen Partner, aber mein vorheriger Partner hatte mir gesagt, er hätte einige Anomalien an seinem Penis festgestellt und riet mir, mich untersuchen zu lassen. Ich hatte eine Blutuntersuchung machen lassen, die negativ ausfiel und dachte nicht an einen Urintest. Ich erzählte es ein paar Freunden, aber nicht meiner Familie. Ich sollte bei meinen Partnern nun vorsichtiger sein und besser darauf achten, mich zu schützen, aber es ist schwierig. — Anonym, Cis-Frau, 21

Chlamydien: "Ich habe nie jemandem davon erzählt"

Ich fand heraus, dass ich Chlamydien hatte, kurz bevor ich mit meinem Freund zusammenkam. Als es ernster wurde, ließ ich mich testen, aber ich erzählte nie jemandem (ihm, Freunden, Familie) von dem Ergebnis. Ich nahm meine Medikamente heimlich und begann, Sex ohne Kondom zu haben, sobald ich geheilt war. Ich sagte ihm, mein Test sei negativ ausgefallen. Da ich in meinem Freundeskreis die "Rolle der Sexualkundelehrerin" habe, konnte ich nicht zugeben, einen Fehler gemacht zu haben und meiner Familie habe ich es nie erzählt, weil wir generell nicht offen über Sexualität reden. Ich musste mich all dem alleine stellen und gab viel Geld für den Test aus. Es war eine sehr stressige Zeit, ich war noch nicht einmal 19 und in meinem Land sind diese Tests für über 18-Jährige nicht mehr kostenlos. — Anonym, Frau, Frankreich, 20

Herpes: "Mein Freund hatte Herpes an seiner Hand"

Mein damaliger Freund fand heraus, dass die kleine Beule an seiner Hand Herpes war und war extrem bestürzt... Ich ging zu meiner Ärztin, um sie um Rat zu fragen, und sie sagte: "Sie werden wahrscheinlich Herpes bekommen, wenn Sie zusammenbleiben, aber machen Sie sich keine Sorgen, viele Leute haben Herpes und es ist nicht so schlimm." Ich entschied mich, mit meinem Freund zusammenzubleiben und ein paar Monate später bekam ich grippeähnliche Symptome, gefolgt von schmerzhaften Blasen an meinen Vulvalippen. Ich ging wieder zu meiner Ärztin und sie bestätigte, dass es sich um Herpes handelte. Ich nahm einige Medikamente, aber die Nebenwirkungen waren furchtbar, mir war übel, ich war fiebrig und stand völlig neben mir. Seitdem habe ich keine Medikamente mehr genommen. Ich fühlte mich anfangs ziemlich schlecht, schmutzig und beschämt und mein Freund war sehr aufgewühlt und fühlte sich schuldig, weil er mich mit Herpes angesteckt hatte...

Ich fragte mich, wie ich zukünftig beim Dating damit umgehen und wie ich es den Leuten erzählen sollte. Aber irgendwann endete diese Beziehung und ich datete viele andere Leute, die entweder auch Herpes hatten oder sich keine Sorgen deswegen machten. Es wurde zu einer Art Test – Ich wollte sehen, wie andere Leute darauf reagierten, wenn ich es ihnen erzählte, um zu wissen, ob ich sie weiter treffen wollte.

Später erfuhr ich in Queer-Beziehungen von der Möglichkeit, Latexhandschuhe für safen Sex zu verwenden und ärgerte mich, dass meine erste Ärztin mir das nicht vorgeschlagen hatte. Inzwischen schäme ich mich nicht mehr so sehr: Ich habe es vielen Freund:innen und Liebhaber:innen erzählt... Mittlerweile sind meine Symptome deutlich schwächer, beeinträchtigen jedoch nach wie vor meinen Alltag. Manchmal muss ich mir ein paar Tage freinehmen, wegen der grippeähnlichen Symptome während eines Herpes-Ausbruchs. Andererseits hat die Herpes-Infektion mich gezwungen, besser auf mich achtzugeben: weniger Alkohol und Schokolade, mehr Schlaf, weniger Stress. Das sind einige der Dinge, die bei mir einen Ausbruch verursachen können. Es scheint, als würden die Herpesausbrüche auch mit meiner Menstruation zusammenhängen, da diese häufig kurz vor meiner Menstruation auftreten oder während/nachdem ich Binden verwendet habe. —Anonym, nicht-binär, 38

HPV: "Dem Krebs knapp entkommen"

Mein jährlicher PAP-Abstrich war auffällig. Ich wartete 6 Monate, wie es das Protokoll vorsieht, und machte einen weiteren Abstrich. Wieder auffällig. Ich ging zu einem HPV-Screening und wurde positiv auf die Typen 16, 18 und 31 getestet – allesamt Hochrisikotypen, von denen man weiß, dass sie Gebärmutterhalskrebs verursachen können. Ich war damals seit 5 Jahren mit derselben Person zusammen und nicht zu wissen, woher das Virus kam oder warum es aufgetaucht war, belastete unsere Beziehung sehr.

Es ist wichtig, zu wissen, dass HPV für eine lange Zeit in einem Träger schlummern kann, sodass die Diagnose nicht unbedingt bedeutet, dass dein:e Partner:in fremdgegangen ist. Ich fühlte mich schrecklich allein und isoliert, weil weder mein Partner noch mein Freundeskreis verstehen konnte, was ich durchmachte. Nachdem ich positiv auf HPV getestet wurde, ging ich zu einer Kolposkopie, bei der eine schwere zervikale Dysplasie (Zellveränderungen) festgestellt wurde. Ich musste mich unter Vollnarkose einer Konisation unterziehen, um Gewebe vom Typ CIN III entfernen zu lassen, das sich anschließend als krebsartig erwies. Es war ein massiver Schock für mich – nicht so sehr die OP (ich war wund, es war unangenehm und ich blutete danach etwa 2 Monate lang), aber die emotionale Belastung, die ich nicht erwartet hatte. Ich war unsicher und fühlte mich gebrochen, als würde ich niemals wieder zu meinem unversehrten Ich finden. Die OP ist nun zwei Jahre her, alle meine PAP-Abstriche waren unauffällig und erst jetzt habe ich das Gefühl, wieder auf die Beine zu kommen.

Das Stigma rund um STIs ist real. Lange Zeit war es mir zu peinlich, als dass ich darüber hätte reden können. Mittlerweile bin ich jedoch die erste, die meine Freundinnen ermahnt, sich regelmäßig testen zu lassen und erzähle ihnen, wie ich dem Krebs nur knapp entkam, in der Hoffnung, dass dadurch weniger Menschen so etwas erleben müssen. — Anonym, weiblich, Südafrika, 29

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HPV, Chlamydien und Herpes: "Die Stigmatisierung aufgrund von STIs ist verletzend"

Ich war 20, als ich die Diagnose Chlamydien und HPV erhielt. Die Arzthelferin meiner Gyn-Praxis rief mich an, schickte das Rezept an meine Apotheke und sagte mir, ich solle für eine Woche auf Sex verzichten. Ich hatte wenig bis gar keine Informationen und fühlte mich "schmutzig", "schlampenhaft" und weinte mich in den Schlaf. Ich gab meinem damaligen Partner und den drei anderen Personen, mit denen ich seit meinem letzten Screening zusammengewesen war, Bescheid. Mein Partner verließ mich, selbst als sein Test negativ ausfiel. Zwei der anderen Männer ignorierten wochenlang meine Anrufe. Nur ein Mann, mit dem ich nun, 10 Jahre später, immer noch befreundet bin, sagte, sein Befund in der vorangegangenen Woche sei negativ gewesen.

Ich hatte mich beim ersten Besuch nicht auf HIV testen lassen, also ging ich in meine Uniklinik, wo die Krankenschwester die Augenbrauen hochzog und mir eine Predigt hielt. Nun, Jahre später, erkenne ich als Medizinerin, dass sie mich nicht hätte verurteilen dürfen und mich und meine Freund:innen hätte ermutigen sollen, uns regelmäßig untersuchen zu lassen. Der Mann, der mich verlassen hatte, erhielt schließlich die Diagnose Herpes (eine weitere sehr verbreitete STI) und hat seitdem mit vielen Vorurteilen zu kämpfen. Schließlich entschuldigte er sich bei mir und beschrieb mir, wie hart ihn das Stigma traf, was sehr heilsam war.

Ich hatte schon mehr Patient:innen in meiner Praxis, die wegen Herpes geweint haben, als wegen HIV, das tatsächlich lebensbedrohlich ist. Aber die Stigmatisierung aufgrund von STIs ist verletzend. Ich spreche nie von "sauber" oder "schmutzig". Ich will, dass alle Menschen wissen, dass alle STIs behandelbar und die meisten von ihnen heilbar sind. — Anonym, weiblich, 29

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